"Kinder finden Kondome" - Prostitution an der Herbertzstraße
Die Bezirksvertreter wehren sich gegen eine Erweiterung des Sperrbezirks.
Krefeld. Der Straßenstrich an der Neuen Ritterstraße steht seit Monaten in der Diskussion. Anlieger beschweren sich über Frauen, die dort ihre Dienste anbieten und über die Hinterlassenschaften der nächtlichen Arbeit. Und über Freier, die Anwohnerinnen ansprechen. Jetzt wurde ein Runder Tisch von Verantwortlichen einberufen, der dafür plädiert, den Sperrbezirk zu erweitern (die WZ berichtete).
„Das ist nicht unproblematisch, sondern kann zur Verlagerung führen“, sagt Oppums Bezirksvorsteher Karl-Heinz Borghoff. Denn die Prostituierten stünden auch schon jenseits der großen Kreuzung Dießemer Bruch, auf Oppums Herbertzstraße. Dort gibt es eine Jugendeinrichtung.
„Wir werden schon dauernd von Anliegern angesprochen“, berichtet Einrichtungsleiter Karl Vogt. „Zwischen den leergeräumten Notunterkünften in den Wendehämmern neben unserer ,Offenen Tür‘ versehen die Frauen ihre Dienste. Die Kinder finden dann die Hinterlassenschaften in Form von roten Kondomen.“
Dadurch, dass die Polizei öfter auf Streife gehe, sei die Situation zwar etwas besser geworden, sagt Vogt weiter, aber sie sei längst nicht gut. „Hier haben für das älteste Gewerbe der Welt auch schon Wohnwagen gestanden. Wenn die Kinder mit den Eltern dort vorbeigehen und fragen, was dort passiert, sind die Erwachsenen in Erklärungsnot. Das ist nicht zumutbar.“
Vogt fragt sich darüber hinaus, warum sich die Frauenorganisationen nicht für die sich prostituierenden Mädchen stark machen. „Ihre Arbeit ist menschenfeindlich und frauenverachtend.“
Ähnlich argumentiert auch Elvira Gergis, Ratsfrau der Grünen und Bezirksvertreterin in Oppum. Die Ausweitung des Sperrbezirkes sei keine Lösung des Problems, sondern führe lediglich zu dessen Verlagerung. Ziel müsse vielmehr ein Gesamtkonzept sein, das nicht nur den Straßenstrich an der Ritterstraße thematisiere. Es gehe auch um das Gesamtproblem, unter anderem mit der massiv angestiegenen Wohnungsprostitution und der Verlagerung der Kriminalität in die Randbezirke.
Gergis: „Es geht hier nicht um Edelprostitution, sondern um Mädchen, die für 20 Euro ihre Dienste anbieten müssen. Es muss soziale Hilfe für ihren Ausstieg aus dem Gewerbe geben.“ Außerdem: „Wir brauchen eine Gesetzesänderung, die Zuhälter und Freier unter Strafe stellt. Das schützt die Frauen und auch die Anlieger.“ Polizeistreifen sollten bei ihren Kontrollen auch eine Passkontrolle der Freier durchführen, findet sie.
Borghoff und sein Stellvertreter Helmut Späth (SPD) ärgern sich, dass die Herbertzstraße wieder in Verruf kommen könnte. „Wir haben jahrelang Mühe darauf verwandt, ihr Negativ-Image zu beseitigen und schließlich Erfolg gehabt. Mit dem Abriss der Blocks für Wohnungslose konnten wir einen Schritt für einen Neuanfang verzeichnen. Gegen eine Negativ-Entwicklung an der Straße wollen wir frühzeitig etwas unternehmen.“