Kastell Gelduba Neueste Forschungsergebnisse zum Niedergermanischen Limes

Trotz der Schäden im Rahmen der Hafenerweiterung in den 1970er-Jahren ist ein Großteil des Kastells Gelduba erhalten und zählt zu den wichtigsten Fundstätten, die zum Welterbe werden sollen.

Foto: Museum Burg Linn

Krefeld. Der Niedergermanische Limes, Roms Grenze am Rhein zwischen Vinxtbach in Rheinland-Pfalz und der niederländischen Nordseeküste, zählt zu den wichtigsten Grenzabschnitten des Römischen Reichs. Wie bereits andere Limes-Abschnitte soll dieser Teil 2020 unter anderem mit dem Kastellareal in Krefeld als Unesco-Welterbe eingetragen werden. „Die Kastelle und Lager sind der Kern des Unesco-Antrages“, sagt Steve Bödecker, Limes-Koordinator beim Amt für Bodendenkmalpflege im Landschaftsverband Rheinland (LVR).

Im Museum Burg Linn stellte er in einem Vortrag nun neueste Forschungsergebnisse zum Niedergermanischen Limes vor. Die hohe Bedeutung für die Sicherheit des Reiches am Niederrhein spiegelt sich in einer großen Bandbreite archäologischer Bodendenkmäler der römischen Armee wider.

Im Gegensatz zu anderen Grenzabschnitten in Europa, Asien und Afrika liegen die militärischen Einrichtungen der Römer am Niedergermanischen Limes, beispielsweise Legionslager, hier nicht im Hinterland, sondern direkt am Rhein.

Gerade am unteren Niederrhein ergibt sich für die Archäologen deshalb das Problem, den genauen Grenzverlauf zu finden. Denn der Strom wechselte immer sein Bett. Dabei zerstörte er auch römische Militärposten. Im südlichen Limes-Bereich wie in Bonn wurden diese römischen Spuren zudem meist überbaut.

„Krefeld ist dabei eine Ausnahme“, so Bödecker. Trotz der Schäden im Rahmen der Hafenerweiterung in den 1970er-Jahren sei ein Großteil des Kastells Gelduba (Gellep) erhalten und zählt zu den wichtigsten Fundstätten, die zum Welterbe werden sollen.

Wie präsent die Römer zwischen dem ersten und vierten Jahrhundert in der Region waren, belegen neueste Forschungsergebnisse. Da der nördliche Limesabschnitt weniger überbaut wurde, konnten dort großflächige Untersuchungen durch den LVR durchgeführt werden. Dazu zählen geophysikalische Untersuchungen am Kastell Burginatium bei Kalkar, das ebenso wie Gelduba Standort einer 500 Mann starken Reitereinheit war, oder ein neu entdecktes Legionslager bei Bedburg-Hau, das vermutlich wie Gelduba eine wichtige Rolle zur Zeit des Bataveraufstandes spielte.

Eine Überraschung war der Fund gleich zweier Marschlager bei Alpen an der Bundesstraße 57. Durch Magnetik-Untersuchung, eine Möglichkeit, die Strukturen im Boden zu erfassen, fanden die Archäologen dort mehrere Gräben. „Rechte Winkel, da denkt man sofort an die Römer“, so Bödicker. Und tatsächlich bestätigten gezielte Grabungen deren Anwesenheit. Und dann kam noch etwas zum Vorschein: ein Hilfstruppenlager. „Damit hatten wir hier überhaupt nicht mehr gerechnet. Der Platz war der Forschung bislang unbekannt“, sagt der Archäologe.

Die Anlage könnte aus dem zweiten, dritten Jahrhundert stammen und wurde bereits aus Stein gebaut. Diese Neuentdeckung wird wohl auch als Welterbe eingetragen werden.

Nur wenige Kilometer stromabwärts bei Uedem konnten die Archäologen aus einem Flugzeug mit einer Laserscan-Technik 13 römische Übungslager aufspüren. Mit dieser Methode ist es möglich, Bodenaufnahmen auch von Waldgebieten zu machen.

Die Größe dieser Lager reicht von 0,5 bis 2,5 Hektar. Die unterschiedlichen Größen könnten ein Indiz sein, dass dort Legionen und Hilfstruppen Manöver durchgeführt haben. Bei diesen Untersuchungen entdeckten die Archäologen auch zahlreiche Hügelgräber, wie sie auch in Krefeld-Gellep vorgefunden wurden. „Die Römer sind also in ein Gebiet gekommen, das vor ihnen schon besiedelt war“, so der Limes-Koordinator. Eine andere Sensation bildet der Fund von zwei Lagern für 5000 bis 6000 Soldaten bei Bedburg-Hau. Dabei könnte es sich um ein rund 15 Hektar großes, befestigtes Standlager handeln.

„Die Funde zeigen uns auch, wir sind hier in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts“, so Bödecker. Eventuell handelt es sich um das Winterlager „Arenacum“ der zehnten Legion, das der römische Historiker Tacitus erwähnt hat.

„Es wurde bislang nicht entdeckt“, so Bödecker. Aber es wird in Bedburg-Hau sicherlich nicht der letzte Fund sein: Neue Aufnahmen zeigen dort weitere Gräber mit einem rechten Winkel, die auf ein drittes Lager hindeuten. Red