Pferdeschutzhof: Zuflucht und Zuhause für ungewollte Tiere in Krefeld

Der Hof nimmt misshandelte Tiere auf. Bis zu 6000 Euro Kosten für Futter, Einstreu und Medikamente fallen jeden Monat an.

Krefeld. Friedlich stehen die Pferde auf der Weide und grasen. Noch vor kurzem wurden sie gequält oder geschlagen, waren teilweise nur Haut und Knochen. Fast alle Pferde, Ponys und Esel auf dem Pferdeschutzhof in Oppum haben einen traurigen Lebensabschnitt hinter sich. Annemarie Hendricks ist Vorsitzende und Leiterin des Oppumer Vereins für notleidende Pferde und Ponys. Seit 2000 besteht dieser Verein, der Tieren, die keiner mehr haben möchte, ein Zuhause bietet.

Das die Hilfe dringend benötigt wird, ist nicht zu übersehen: Alle Ställe sind voll. 38 Pferde und vier Esel sowie mehrere Hühner, Gänse, Enten und Hunde wohnen auf dem Hof an der Hauptstraße 366. Futter, Einstreu, Medikamente — jeden Monat fallen Kosten von etwa 5 000 bis 6 000 Euro an. Ohne den Bund deutscher Tierfreunde, der ein Hauptsponsor des Pferdeschutzhofes ist, wäre das nicht machbar.

Aber ein Großteil wird auch von Annemarie Hendricks bezahlt. „Die Tiere gehen erst mal vor“, sagt sie. Damit die Pferde nicht hungern müssen, verzichtet sie gerne auf Wurst oder Fleisch und isst stattdesssen ein Brot mit Marmelade.

Einige Tierbesitzer rufen selbst an, weil sie ihr Pferd nicht mehr halten können. Manchmal melden sich aber auch Nachbarn oder aufmerksame Krefelder, die Misshandlungen beobachtet haben. Wenn Platz vorhanden ist, holt Annemarie Hendricks die Tiere zu sich auf den Hof — oft die letzte Rettung.

Denn teilweise sollen die Pferde eingeschläfert oder geschlachtet werden, angeblich, weil sie bösartig sind und sich nicht reiten lassen, oder weil sie „zu alt“ sind.

Eines von diesen als „bösartig“ bezeichneten Pferden ist Schneewittchen. Die zwölfjährige Stute lebt mittlerweile auf dem Pferdeschutzhof, lässt sich streicheln und zeigt keinerlei schlechte Eigenschaften — für Annemarie Hendricks unverständlich, warum jemand so ein Tier einschläfern lassen wollte.

Wenn die Tiere auf dem Hof ankommen, sind sie ein Häufchen Elend: ausgehungert, krank und scheu. Nach der Pflege von Annemarie Hendricks, ihrer Vertreterin Sabine Giebel und den anderen ehrenamtlichen Helfern, die auf dem drei Hektar großen Hof mithelfen, blühen die Tiere auf und sind nicht mehr wiederzuerkennen. 14 Hühner zu Beispiel sollten als Tigerfutter enden, weil sie keine Eier mehr legten. Nun, auf dem Pferdeschutzhof, legen sie massenhaft Eier — und die sind sehr begehrt.

Nicht nur die Pflege der Tiere ist arbeitsintensiv und kostspielig, auch Reparaturen fallen an — schließlich ist der Hof bereits 300 Jahre alt. Das Stalldach beispielsweise ist undicht. Doch das Geld reicht hinten und vorne nicht. Annemarie Hendricks ist auf Spenden angewiesen. „Wenn jeder Krefelder 50 Cent spenden würde, dann würde ich mich für die nächsten Jahre gar nicht mehr beklagen.“ Sie ist aber für jede Hilfe dankbar. „Es muss ja kein Geld sein — ich würde mich schon freuen, wenn ein Dachdecker uns hier aushelfen kann.“

Auch Patenschaften können übernommen werden, zum Beispiel für das kleine Eselmädchen Froni, das an Fronleichnam geboren ist — unerwartet, denn das Fohlen wurde eigentlich für einen Tumor gehalten. Jetzt sind Mutter und Tochter wohl auf und haben schon das Herz der anderen Hofbewohner erobert — von Tieren und Menschen.