Schachklub Turm: Sportliches Grübeln über dem Brett
Der Schachklub Turm von 1851 an der Johansenaue ist einer der größten und ältesten Vereine in Deutschland. Eine Partie kann Stunden dauern — eine Konditionsfrage.
Krefeld-Oppum. Seit 160 Jahren wird in Krefeld organisiert Schach gespielt. Seit dieser Zeit gibt es in Krefeld einen der ältesten und größten Schachvereine Deutschlands, den Krefelder Schachklub Turm 1851. „Wenn man Interesse am Schach hat, muss man eigentlich in einen Verein gehen“, ist sich Turm-Präsident Jürgen Schlömp-Röder sicher.
Selbiges dachten sich sicherlich seinerzeit auch die Gründungsmitglieder des Klubs über den Schachsport. 1851 löste der Breslauer Schachmeister Anderson durch seinen Turniersieg auf der Weltausstellung in London einen regelrechten Schachboom in Deutschland aus.
In den Anfängen des Vereins war Schachspielen noch eine Angelegenheit des Bürgertums, heute hat der Krefelder Schachklub Turm über 120 Mitglieder aus allen Bereichen der Gesellschaft und bietet für sein Spiel hervorragende Bedingungen. In der Johansenaue am Schönwasserpark steht das sehr repräsentative Vereinshaus mit einigen kleineren Übungsräumen, einer modernen Bar und dem großen Spielsaal. Ein besonderes Anliegen des Vereins ist auch die Förderung des Frauenschachs.
In diesem Bereich errang der Krefelder Schachklub Turm seine bisher größten Erfolge. Das Damenteam wurde 1992 deutscher Vizemeister und gewann 1996 und 1997 jeweils die deutsche Pokalmeisterschaft. Momentan tritt die erste Damenmannschaft in der 2. Bundesliga an. Etwa 20 Prozent der Krefelder Schachspieler sind Frauen, eine für Schach weit überdurchschnittliche Quote.
„Schach ist etwas für jedes Lebensalter und alle Spielstärken“, meint Schlömp-Röder. Über die deutsche Wertungszahl im Schach (DWZ) lässt sich die Spielstärke eines jeden Schachspielers berechnen. Die persönliche Wertungszahl erhöht sich, wenn man gewinnt, ähnlich wie beim Handicap im Golf.
So lässt sich auch vor einer offiziellen Partie schon abschätzen, wer Favorit und wer Außenseiter ist. Vizepräsident Marcus Frenzel meint: „Schach hat durchaus Parallelen zum Fußball, man wartet auf die Konterchance oder den Fehler des Gegners. Man spricht ja auch beim Fußball manchmal von Rasenschach.“
Bei einer Turnierschachpartie läuft auch immer die Uhr mit. Für die ersten 40 Spielzüge hat jeder Spieler zwei Stunden Zeit, danach bekommen beide jeweils eine weitere Stunde Bedenkzeit. Wenn es nicht zum Schachmatt kommt, verliert der Spieler, bei dem die Zeit abgelaufen ist. Dadurch ist eine Partie auf maximal sechs Stunden beschränkt.
„Man kann sich beim Schach total in die Partie versenken und kann vollkommen vom Alltag abschalten“, sagt Jürgen Schlömp-Röder. „Nach einer vier- oder fünfstündigen Schachpartie weiß man auch, warum Schach Sport ist. Man braucht eine große Kondition, um bis zum Schluss konzentriert bleiben zu können.“ Wer über weniger Zeit verfügt, kann sich auch beim Blitzschach versuchen, hier hat jeder nur zehn Minuten Bedenkzeit.
Momentan werden in der Johansenaue die offenen Stadtmeisterschaften von Krefeld ausgetragen. Noch bis kurz vor Weihnachten wird in einem Sieben-Runde-Turnier der neue Titelträger ausgespielt.