WZ-Mobil Dat Krieewelsche dörf net sterve*

Die Krefelder am WZ-Mobil finden Mundart auch heute noch wichtig.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Das Krieewelsch, das Krefelder Platt, muss am Leben erhalten werden, da waren sich alle einig, die zum WZ-Mobil an den Neumarkt gekommen sind. Heinz Webers, der mehrere Bücher in und über Mundart verfasst hat, kam mit Gruppen aus Krefelder Vereinen und Besuchern in der Stadt ins Gespräch. Auch telefonisch meldeten sich Krefelder zum Thema Krieewelsch.

„Zu Hause spreche ich platt, das finde ich sehr gemütlich und bodenständig“, erzählt Theresia Kantus. Sie lebt seit ihrem siebten Lebensjahr in Hüls und ist mit dem Dialekt groß geworden. „Meine Kinder verstehen es, aber sprechen es nicht mehr“, sagt sie. Dadurch gehe etwas Gewachsenes verloren.

Das liege daran, dass das Platt lange verpönt war, erzählen einige. „Wir mussten hochdeutsch sprechen, in der Schule, aber auch zu Hause. Aus uns sollte mal etwas werden, hieß es immer“, berichtet Christel Loos von den Pappköpp.

Ähnlich ging es Gerd Lönger. „Meine Mutter hat immer gesagt, ich soll nicht so viel Platt reden“, erzählt er. „Das finde ich aber falsch.“ Mundart müsse gesprochen werden. Er habe viel in der heimischen Gastwirtschaft aufgeschnappt. „Von wegen Sprache der Unterschicht: Da waren viele vornehme Leute zu Gast, die nur Platt geredet haben.“ Den Dialekt zu beherrschen, habe sogar noch einen Effekt: „Man versteht besser Holländisch — es ist ähnelt.“

Es gibt aber auch andere Erfahrungen. Renate Jöbkes zum Beispiel hat in der Schule ein Gedicht in Mundart gelernt. „Das musste ich zu Festen häufig aufsagen“, erzählt sie. Krieewelsch sei sogar mehrmals im Jahr Unterrichtsthema gewesen.

Auch Hilde Rötten kennt noch ein Gedicht und zitierte die ersten Zeilen. Sie hofft, dass Mundart-Experte Heinz Webers herausfinden kann, wie es heißt. Viele Texte kennt aber nicht nur Webers, sondern auch das Ensemble der Pappköpp. „Es gibt viele Lieder in Platt — und immer mehr junge Leute, auch Kinder, denen der Dialekt gefällt“, sagt Walburga Watzlawik.

„Wir tun alles, um die Mundart über Wasser zu halten — wenigstens als Museumssprache“, sagt Manfred Coelen. Das Krieewelsch müsse man allerdings auf der Straße lernen. Es heute noch lebendig zu halten, sei schwer. „Es gibt so viele Menschen von überall her, da kommt man mit Dialekt nicht weit.“ Doch viele verstehen noch das Krieewelsch, gehen in Aufführungen.

Ähnlich denkt Jürgen Voss. „Es wäre zwar schön, wenn man es in der Schule fördern würde. Aber wer soll denn unterrichten? Die Lehrer können doch kein Platt mehr“, sagt er. Allerdings sei es in seiner Familie sehr beliebt. Er selbst geht zu Theateraufführungen, und sein Enkel höre ihm gerne zu, wenn er anfängt, Krieewelsch zu sprechen.

Bei Christel Kiemers wird das Platt hingegen über alle Generationen gelebt. Kinder und Enkel verstehen es nicht nur, sie sprechen es teils auch und sei es nur mit wenigen Worten, erzählt sie. „Ich fände es gut, wenn Platt ein Schulfach wird. Denn damit kann man ein Stück Kultur erhalten.“

*Die Überschrift bedeutet: Das Krefelder Platt darf nicht sterben