Auf Krieewelsch schimpft es sich einfach viel schöner

Mundart-Nachwuchs: Clara Schmitz, Martha Versteegen und Patrick Rive sprechen am allerliebsten Platt.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Sprachforscher prognostizieren ihm einen schleichenden Tod: dem Krefelder Platt. Viele, die es noch sprechen, sind bereits im Rentenalter. Doch nicht für alle jungen Leute steht Krieewelsch auf einer Stufe mit Chinesisch. Clara Schmitz, Martha Versteegen und Patrick Rive sind gerade einmal um die 20 Jahre alt und können sich trotzdem für die traditionelle Krefelder Sprache begeistern.

Schmitz und Rive kennen sich bereits seit der Grundschule, wo sie an einer Mundart-AG teilnahmen. Diese legte den Grundstein für die bis heute anhaltende Liebe zum Krieewelsch. In der AG sangen sie Lieder, lernten Gedichte und paukten Vokabeln. Patrick Rive nahm zunächst aus reiner kindlicher Neugier teil. „Ich wusste damals nicht, was Platt eigentlich ist, deswegen habe ich mich für die AG entschieden“, sagt der 25-Jährige.

Unterrichtet wurden sie in der AG von dem bekannten Traarer Mundart-Autor Theo Versteegen. Noch heute erinnern sie sich gerne an die Lieder und Texte aus Versteegens Feder. „Dat Äppke op et Träppke — das ist so ein Dauerbrenner, den wir schon in der Grundschule gesungen haben“, erzählt die 26-jährige Clara Schmitz.

Mit 13 und 14 Jahren fingen Rive und Schmitz an, eigene kleine Mundart-Geschichten zu erfinden. „Da haben wir dann Nachmittage und Abende zusammen gesessen, um uns irgendwas Irrwitziges auszudenken“, erinnert sich Clara Schmitz.

Die Geschichten führten sie bei Veranstaltungen des Traarer Mundart-Kreises auf. Zum Beispiel beim jährlich stattfindenden „Suomersenge“ oder der Krippenfahrt, die auf lustige Weise groteske Situationen des Alltags beschreiben. Die frühen Auftritte hatten für Patrick Rive auch einen Nutzen für Uni und Beruf. „Durch die Auftritte habe ich schon früh gelernt, vor vielen Leuten frei zu sprechen.“

Mittlerweile seit Jahren mit dabei ist auch die 14-jährige Martha Versteegen. Sie ist die Enkeltochter von Mundart-AG-Mentor Theo Versteegen. „Mir passiert es oft, dass ich alte Mundart-Sprichwörter im Alltag benutze. Dann gucken mich meine Mitschüler verdutzt an“, erzählt sie.

Auch für Clara Schmitz hat die Faszination für die traditionelle Sprache der Heimat mit der Zeit nicht nachgelassen. „Auf Platt kann man einfach viel schöner auch negative Sachen deutlich und nett ausdrücken“, sagt sie und gibt auch gleich ein Beispiel: „Verdöllt noch ens!“ Auch für sie ist Mundart vor allem ein Ausdruck von „familiärer Verbundenheit zur Heimat“. Diese Heimatverbundenheit kommt auch in ihren eigenen Geschichten zum Ausdruck. Bei einem kleinen Sketch über eine skurrile Urlaubsfahrt mit dem Auto stellen die Familienmitglieder am Ende fest, dass es zu Hause immer noch am besten ist, denn „doa hät mer de Welt en et Blöeske.“