Interview Ein Kümmerer für den Bezirk
Gisela Brendle-Vierke sieht das Potenzial des Bezirks Süd und hofft 2016 auf Fortschritte.
Krefeld. Gisela Brendle-Vierke ist Bezirksvorsteherin Süd. „Der Stadtteil ist bunt, hier gibt es Menschen in allen Formen und Farben“, sagt die Frau scherzhaft. Brendle-Vierke wohnt mittendrin, zwischen Gladbacher Straße und Klinikum. Nicht große Mietkomplexe, sondern Hausbesitzer, die in ihrem Eigentum wohnen, prägen die Nachbarschaft. „Wo es preiswerteren Wohnraum gibt, wird es immer Menschen geben, die sich nicht so kümmern.“
Gisela Brendle-Vierke Frau Brendle-Vierke, hat der Krefelder Süden ein Imageproblem?
Brendle-Vierke: Es gilt manchen immer noch als heruntergekommen und als Ausländerviertel. In Berlin suchen die Menschen bewusst diesen Wohnraum. Das Image ist aber auch hier in Krefeld nicht mehr so schlecht. Viele Künstler nutzen die günstigen Altbauten, um dort zu leben und zu arbeiten.
Ist der Süden großstädtischer als Krefelds Stadtteile?
Brendle-Vierke: Es gibt hier sehr viel Dörflichkeit. Immer wieder trifft man auf Menschen, mit denen man Berührungspunkte entdeckt. Man kennt sich vielfach, obwohl 18 000 Menschen in Süd leben.
Wie verstehen Sie ihre Aufgabe als Bezirksvorsteherin Süd?
Brendle-Vierke: Man braucht einen Kümmerer, jemanden, der anruft, wenn es irgendwo hakt. Acht Jahre lang war das mein Mann, jetzt nehme ich die Aufgabe wahr. Es gibt hier viele Menschen, die Interesse an einem guten Miteinander haben.
Zieht der Süden an einem Strang?
Brendle-Vierke: Ja, es gibt seit 20 Jahren die Interessengemeinschaft als Netzwerk Süd, in der alle relevanten Vereine vertreten sind, das Freizeitzentrum Süd, die Bürgervereine Süd-West, Süd und Dießem, aber auch die Villa Sonnenschein an der Lutherstraße, die erst seit einem Jahr existiert. Aus dieser Verzahnung entsteht viel Gutes.
Was steht auf Ihrer Agenda 2016?
Brendle-Vierke: Da gibt es einiges. Die Nutzung des Geländes der Alten Post am Bahndamm ist ein Dauerthema. Ich fände es gut, wenn das Gelände als provisorischer Parkplatz genutzt werden könnte. Angeblich handelt es sich bei dem Gelände ja um ein Sahneschnittchen im Portfolio der Grundstücke. Aber wenn kein Interessent da ist, wird die Sahne irgendwann sauer.
Glauben Sie, dass sich irgendwann ein Investor findet?
Brendle-Vierke: Ich hoffe es. Sonst sollte man darüber nachdenken, den Bereich zu einem ordentlichen Fernbusbahnhof umzugestalten. Das Brachgelände ist nicht der einzige Schandfleck im Süden. Brendle-Vierke: Ja, das alte Studentenwohnheim ist ein weiterer. Es steht da asbestverseucht und verfällt. Der Bau von altengerechten Wohnungen ist ja gescheitert. Ich kann die Begründung der Stadt nicht nachvollziehen. Es gibt angeblich im Süden nicht genug Bedarf an seniorengerechtem Wohnangebot. Dabei wäre das Haus hier ideal, zumal mit dem Park direkt dahinter.
Wo besteht außerdem Handlungsbedarf?
Brendle-Vierke: An der Lehmheide. Hier hat sich ein neues Wohngebiet entwickelt, die Straße ist in einem schlechten Zustand, vor allem für die Radfahrer ist es gefährlich. Und bei einer Begehung im Januar werden wir auch noch einmal die Verlegung des Flaschen- und Papiercontainerstandorts auf den Friedhofsparkplatz prüfen. Es gibt Proteste aus der Bürgerschaft. Außerdem machen wir eine Spielplatzbegehung. Ich möchte für jeden einzelnen einen Paten finden, der sich kümmert und Schäden meldet. Das gibt es im Südbezirk bisher noch nicht.
Haben Sie einen Traum für den Süden?
Brendle-Vierke: Ja! Der hässliche Parkplatz vor der Helios-Klinik soll weg. Dort könnte wieder eine grüne Oase mit reizvollem Kinderspielplatz entstehen. Ist das realistisch? Brendle-Vierke: Kurzfristig vielleicht nicht. Aber immerhin ist es städtisches Gelände, und es gibt ausreichend viele Stellplätze in den beiden Parkhäusern und auf dem Helios-Gelände.
Was wünschen Sie sich für 2016?
Brendle-Vierke: Dass das Weiße Haus an der Vennfelder Straße endlich saniert und genutzt wird; dass es weiterhin ein friedliches Miteinander von Eingeborenen und Migranten gibt; dass es wieder eine Begegnungsstätte im Bezirk gibt, auch wenn das Clarenbachhaus und das Kaffeehaus Schmitz nicht mehr existieren; dass der Straßenumbau an der Kölner Straße endlich in Gang kommt und sich die Verkehrssituation dort entspannt; dass der Sportverein BV Union unterstützt wird, damit er seinen alten VW-Bus ersetzen kann, und dass das „Haus der Familie“ als Mehrgenerationenhaus gesichert werden kann. 30 000 Euro gibt das Land, 10 000 Euro müsste die Kommune dazutun.
Und was wird 2016 wahr?
Brendle-Vierke: Als erster Schritt zur Umsetzung der Promenade in Krefeld soll die Planung zur Verwirklichung der Terrasse im Bereich des Südbahnhofes verwirklicht werden. Darauf freue ich mich.