Cracau Schwestern führen die Bismarck-Apotheke seit 25 Jahren
Krefeld · Die Inhaberinnen verraten zum Jubiläum ihr Erfolgsrezept — und was sich in den letzten Jahren verändert hat.
Noch laufen die letzten Umbauarbeiten. Der Eingang ist provisorisch in den Flur des Hauses am Bismarckplatz 6 verlegt worden. Der alternative Zugang lässt erahnen, wie alt das Gebäude ist, verschnörkelte Fliesen und hohe Decken. Auch in den Räumen der Bismarck-Apotheke, die eine neue Fensterfront bekommen hat, ist viel los an diesem Vormittag. Kunden werden beraten, Kisten mit allerlei Utensilien stehen im hinteren Bereich schon bereit. Kein Wunder, gleich zwei Jubiläen sollen am 31. Oktober gefeiert werden. Seit 25 Jahren wird die Apotheke von den Schwestern Birgit Nolte und Sabine Noell (seit einer Heirat in diesem Jahr) geführt. Arzneimittel gibt es hier schon seit 60 Jahren. 1959 gründete ihr Vater Georg Nolte den Betrieb. Er sei Apotheker mit „Herz und Seele“ gewesen, habe die Kunden noch vor der Tür begrüßt, erklären die Schwestern.
Vater Georg Nolte
hat die Apotheke gegründet
Für die 53-jährige Sabine Noell und ihre elf Jahre ältere Schwester sei es eine schnelle Entscheidung gewesen, die Apotheke der Familie weiterzuführen. Das sei ihrem Vater, der 1993 plötzlich an Krebs gestorben sei, auch wichtig gewesen. Seit 1994 führen die Geschwister die Apotheke. Die Räumlichkeiten und Arbeitsmittel (Digitales Bestellsystem statt handschriftliche Erfassung) haben sich verändert, das Erfolgsrezept nicht. Sie wollen nicht nur „eine Packung über den Tisch schieben“.
Stattdessen stehe der persönliche Kundenkontakt im Vordergrund, viele Stammkunden kennen die Inhaberinnen mit Namen. „Wir haben den Ansatz, dem Patienten etwas Gutes mit auf den Weg zu geben“, sagt Birgit Nolte, dabei gehe es unter anderem um Prävention und Hilfe, fachliche Beratung zu Medikamenten. Und wie ist es, einen Betrieb mit der eigenen Schwester zu führen? Das hat unterschiedliche Aspekte. Praktische: Durch den Altersunterschied konnten sie sich in der Elternzeit gut vertreten, erklärt Sabine Noell. Und gefühlt: „Man kann sich hundertprozentig auf den anderen verlassen“, sagt Birgit Nolte.
Auch ihre Kunden vertrauen dem Duo offensichtlich: Es gebe „deutlich mehr Schließungen als Neueröffnungen“ in der Apotheken-Branche. Einen sichtlich negativen Effekt durch Online-Apotheken sehen die Schwestern — zumindest für ihren Betrieb — aber nicht. So schnell wie der Fachhandel vor Ort, könne ein Versandhandel gar nicht sein und eine Notdienstbereitschaft gebe es online auch nicht. Und was ist mit dem Preis? Angebote gebe es auch im Schaufenster der Bismarck-Apotheke zu entdecken — und: „Unseren Kunden ist die Beratung wichtiger“, sind sich die Inhaberinnen sicher. Trotzdem werden neue Möglichkeiten genutzt. Beispielsweise gibt es eine Datenbank für Stammkunden, die Alarm schlägt, wenn Medikamente nicht in Verbindung genommen werden sollten. Und ein Bestell-Rezept-System, das über die Internetseite der Apotheke genutzt werden kann.
Inhaberinnen investieren in den Standort am Bismarckplatz
In manchen Bereichen habe sich die Nachfrage in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Heuschnupfen habe es vor 25 Jahren zum Beispiel kaum gegeben. Und die Tipps, um gesund durch die kalte Jahreszeit zu kommen? Die haben auch vor mehr als 20 Jahren schon geholfen: Gesunde Ernährung, kein Übergewicht, Sport, nicht rauchen und eine „positive Grundeinstellung zum Leben“, erklärt Sabine Nolte.
Und wovon raten sie immer wieder ab? Nasenspray solle nicht länger als eine Woche genommen werden, schon dann könne der Gebrauch zu einer „Abhängigkeitssituation“ führen. Auch zu langer Schmerzmittelgebrauch sei bedenklich. Wenn jemand häufig mit Magenschmerzen in die Apotheke komme, „raten wir zum Arzt zu gehen“, erklären die Schwestern. Eine positive Einstellung zum Standort der Apotheke haben die Schwestern auf jeden Fall. Das Haus mit der Nummer 6 hat Sabine Noell Ende letzten Jahres erworben. Im April habe die Kernsanierung begonnen (es gibt drei Wohnungen über der Apotheke). Auch der Kauf des Gebäudes aus dem Jahr 1895 sei ein Wunsch ihres Vaters gewesen.
Die Familientradition — die Nähe zum Kunden — soll beim Jubiläum am 31. Oktober gefeiert werden. Eine von vielen Aktionen drückt wohl Dankbarkeit aus: Jeder Besucher soll eine Rose bekommen.