Alles klar mit Babys Ohren
Bei einem Hörtest für Neugeborene erhalten Eltern im St. Josefshospital schon ein paar Tage nach der Geburt Klarheit.
Uerdingen. Jonathan Tim ist neun Tage alt. Nach seiner Geburt im St. Josefshospital ist nun der Tag seines Hörtests. "Was erst jetzt laut Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses ab 1. Januar 2009 Pflicht für alle wird, ist bei uns seit 2003 längst Standard", betont Dr. Birgit Deußen, Kinderärztin am Hospital.
Hinter dem Begriff "Neugeborenen-Hörscreening" verbirgt sich eine Höruntersuchung für Neugeborene. "Bei uns wissen Eltern schon nach kurzer Zeit, ob ihr Kind gut hören kann oder nicht", erläutert Deußen.
Schwerhörigkeit kommt etwa bei jedem zehnten Baby vor. "Aber auch das ist nichts Schlimmes. Frühzeitig erkannt, können wir die Eltern darauf vorbereiten und dem Baby mit einem Hörgerät helfen." Die Kinder lernen, "normal" zu sprechen, und können ihre Umgebung genau so wahrnehmen wie hörende Babys.
"Die Untersuchung ist für Jonathan völlig schmerzfrei", erklärt Birgit Deußen. Schläft er, wird ihm ein Stöpsel ins Ohr eingeführt, ähnlich wie bei einem Wattestäbchen. Ist das Kind wach, gibt man ihm kurz zur Beruhigung einen Finger in den Mund. Ganz leise hört das Neugeborene Klackgeräusche. Bewegen sich die feinen Härchen im Innenohr, wird dies zurückgemeldet. "Im nächsten Jahr werden wir ein neues Screeninggerät einsetzen, damit oberhalb der äußeren Haarsinneszellen auch Funktionsstörungen im Bereich des Hörnerves und des Hirnstammes erkannt werden können", erläutert die Kinderärztin.
Jonathan Tim ist wach und betrachtet die Ärztin aufmerksam. Genüsslich lutscht er am Finger, zeigt keinerlei Abwehrreaktionen. Nachdem das Klackgeräusch im Innenohr ankommt, ist die positive Rückmeldung sofort da.
"Wenn das Hörscreening beim ersten Mal nicht klappt, ist das nicht tragisch, denn öfters sind die Gehörgänge noch mit Fruchtwasser oder Käseschmiere belegt", erläutert die Kinderärztin. Dann wird der Test wiederholt. Gibt es nach mehrmaligen Versuchen an verschiedenen Tagen keine Reaktion, werden die Eltern mit ihrem Säugling nach 14 Tagen zu einer erneuten Untersuchung einbestellt.
Bis zu zwei Mal wird der Test im St. Josefshospital im Abstand von zwei Wochen wiederholt. Sind die Kontrolluntersuchungen dann weiterhin auffällig, wird das Kind einer Hals-Nasen-Ohren(HNO)-Fachabteilung zugewiesen. Bei Klein-Jonathan lief alles positiv. Er hört einwandfrei. "Das ist natürlich für die Eltern eine große Erleichterung", freut sich Birgit Deußen.