Bayer-Kasino ist jetzt ein Denkmal

Konzern hat Widerspruch eingelegt. Er will das Gebäude am Rhein abreißen.

Foto: Dirk Jochamnn

Uerdingen. Glas, Aluminium und Stahlbeton — was die Materialien angeht, ist das Bayer-Kasino ein typischer Bau der 60er- Jahre. Ein Bau, den die Konzerntochter Bayer Real Estate (BRE) genau aus diesem Grund gerne abreißen möchte. Denn wie viele Gebäude aus der damaligen Zeit ist auch das Kasino sanierungsbedürftig. Da die BRE das ehemalige sogenannte Angestelltenspeisehaus nicht mehr nutzt, ist sie nicht bereit, die Kosten für die Erneuerung zu tragen.

„Das könnte in die Millionen gehen“, erklärt Bayer-Pressesprecher Hans-Bernd Schmitz. Der weitaus gewichtigere Grund ist sicher, dass die BRE das Gelände — ihr letztes Grundstück mit Zugang zum Rhein — gern andersweitig nutzen möchte. Deshalb hat sie bereits vor geraumer Zeit einen Abrissantrag eingereicht.

Doch aus dem Abriss wird vorerst nichts: Denn der Landschaftsverband Rheinland ist zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich bei dem Kasino um ein Baudenkmal handelt.

Und das gleich aus mehreren Gründen: Zum einen ist da der Architekt Helmut Hentrich, der laut Landschaftsverband „selbst für Qualität in Entwurf und Bauausführung bürgt“ und „dessen architektonische Qualitäten nicht hoch genug eingeschätzt werden können“.

Für den Landschaftsverband ist die Architektur zugleich Grund Nummer 2, das Gebäude als Denkmal auszuweisen: Das Gebäude besteche durch seine reduzierte Formensprache und seine Leichtigkeit: Ein Beispiel für diese Leichtigkeit sei das Hauptgeschoss, das auf den Stahlbetonstützen des Sockelgeschosses zu schweben scheint.

Und der Landschaftsverband führt noch weitere Gründe für den Erhalt ins Feld: So spiegelt, vereinfacht zusammengefasst, das Kasino die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse und des Städtebaus in Uerdingen. Der Erhalt sei deshalb auch aus „orts- und sozialgeschichtlichen Gründen im öffentlichen Interesse“. Ins Schwärmen gerät der Landschaftsverband auch über die „markante Rundumverglasung“.

Einer der Gründe, warum die BRE den Bau für eine energetische Katastrophe hält. „Die riesigen Glasfenster sind schön, wenn man drinsitzt“, gibt Pressesprecher Schmitz zu. Aber durch sie gehe eben auch viel Energie verloren. Es sei unzumutbar, das Kasino stehen zu lassen — selbst ohne Sanierung: „Wollen wir das Gebäude so in Schuss halten, dass es niemanden gefährdet, kostet und das rund 100 000 Euro im Jahr.“

Die Bürogemeinschaft HPP, einst von Helmut Hentrich gegründet, sieht das ein wenig anders. „Das Kasino ist ein herausragender Vertreter seiner Zeit und für die Geschichte des Standortes von außerordentlicher Bedeutung“, erklärt Gerhard Feldmeyer, geschäftsführender Gesellschafter bei HPP. Zwar gebe es Sanierungen, die wirtschaftlich am oberen Ende angesiedelt seien. Es sei aber auch möglich, Gebäude mit weniger Geld fit für ein zweites Leben zu machen.

Die Bayer Real Estate lässt sich von diesen Argumenten wohl nicht umstimmen. Sie hat gegen die Entscheidung des Landschaftsverbandes Widerspruch in Form einer Klage eingereicht.

Wann genau in dieser Sache eine Entscheidung fällt, kann Schmitz noch nicht sagen. Konkrete Pläne für das Gelände gibt es laut dem Pressesprecher bisher nicht. Für BRE sei das Gebiet einfach nur ein „strategisch wichtiger Standort“.