Schüler greifen zur Trommel
Die Spielfreunde Uerdingen wollen Kindern in einer AG die Freude an der Musik vermitteln. Das Angebot kommt an.
Krefeld. Die acht Jahre alte Phoebe lässt sich nicht lange bitten. Kurzerhand wirft sie sich die schmucke, kindgerechte Uniform über und marschiert freudestrahlend durch den Klassenraum. Dabei trommelt sie, wie bei einem Karnevalsumzug, mit den Händen in der Luft. „Phoebe ist schon die ganze letzte Woche marschiert“, sagt Jutta Liegener. Sie ist die Leiterin des Offenen Ganztags an der Uerdinger Edith-Stein-Grundschule. Zusammen mit Mitgliedern der Spielfreunde Uerdingen betreut sie die außergewöhnliche Musik-AG.
Jeden Dienstnachmittag kommen die Musiker des Fanfarenkorps’ in die Schule und bringen ihre Instrumente mit. Für Phoebe und ihre Mitschüler stehen zunächst Trockenübungen im Trommeln auf dem Programm. Die Kinder bekommen ein Klangbrettchen und zwei Stöcke in die Hand. Erst einmal wird ein paar Minuten wild drauflos getrommelt. Es ist schließlich auch ganz toll, einfach nur Krach zu machen.
Dann geht Tambourmajor Andreas Schleiken durch die Reihen und versucht, das rhythmische Spiel zu vermitteln. Tino und Tim haben kein Problem damit, den richtigen Rhythmus zu finden. Im Einklang lassen sie ihre Stöcke auf die kleinen Brettchen fliegen. Schnell haben sie die Aufmerksamkeit ihrer Mitschüler, die staunend ihrem Spiel folgen.
Die beiden Achtjährigen sind seit einem Jahr Mitglieder der Nachwuchsgruppe des Fanfarenkorps’. Jetzt können sie ihren Mitschülern zeigen, was sie gelernt haben. „Das Spielen und das Marschieren bei den Karnevalszügen an der frischen Luft macht mir Spaß. Dabei sehe ich Sachen, die ich sonst nicht zu sehen bekomme“, erklärt Tim.
Sein Vater hatte die Idee für die AG. „Mit so einer Resonanz hätten wir nicht gerechnet“, sagt Tambourmajor Andreas Schleiken. Rund 35 Kinder wollen an diesem Nachmittag mehr über die Instrumente des Fanfarenkorps’ erfahren. Natürlich sei das Angebot auch eine gute Möglichkeit, Nachwuchs für die Spielfreunde zu gewinnen. „Erst einmal steht hier der Spaß am Ausprobieren im Vordergrund, aber wer Lust hat, kann sich später bei uns im Verein ausbilden lassen“, sagt Schleiken.
Auch der Schulleiter der Schule ist neugierig geworden und schaut sich das musische Treiben an diesem Nachmittag an. „Für uns ist die AG ein weiterer willkommener Mosaikstein im vielseitigen Angebot des Offenen Ganztags, das wir trotz finanzieller und personeller Engpässe bieten“, sagt Christoph Reiners.
In der Nachmittagsbetreuung ist die Fanfarenkorps-AG derzeit das einzige musikalische Angebot der Grundschule. „Sonst ist es ganz schwierig, jemanden zu finden, der auch so viele Instrumente mitbringen kann. Zudem fehlen uns da die finanziellen Mittel“, ergänzt Erzieherin Jutta Liegener. Die Kinder denken gerade nicht über finanzielle Mittel nach. Sie wollen spielen und ein weiteres Instrument kennenlernen. Zum Schluss geht es in einen anderen Raum, um die ersten Töne auf der Querflöte zu spielen. Nur die achtjährige Phoebe ist weniger begeistert. „Ich liebe einfach den Rhythmus“, sagt sie. Trotzdem wird auch sie zehn Minuten später ihren ersten Ton auf der kleinen Übungsquerflöte spielen.