Breite Spur hat Fans aus aller Herren Länder
Die Gartenbahn-Modellbauer Krefeld haben sogar Mitglieder in den USA und Japan. Die haben sie aber bislang noch nie gesehen.
Oppum. Obwohl sie selbst Schmalspur fahren, blicken sie ein wenig von oben auf die Kollegen von H0 herunter: Seit rund einem Jahr gibt es auch in Krefeld einen Verein von LGB-Gartenbahn-Modellbahnern (LGB-Freunde Niederrhein). Der Unterschied zwischen dem weit verbreiteten System H0 und der Gartenbahn (G) wird schon an der Spurbreite deutlich: H0 ist 16,5 Millimeter breit, "G" misst 45 Millimeter. Der Maßstab der H0-Modelle liegt bei 1:87, bei der Gartenbahn von 1:22,5 bis 1:29. Die Freiluft-Modellisten fahren also auf fast vier Mal so großen Anlagen.
Nachdem die 70 Mitglieder ihre Heimat am Neukirchen-Vluyner Bahnhof aufgeben mussten, fanden sie im Bahnbetriebswerk in der Nähe des Hauptbahnhofs einen neuen Unterschlupf für Werkstatt, Ausstellungshalle, Tour-Bus und Vereinsheim - einen 26Meter langen Salonwagen. Für den Bau einer Open-Air-Gartenanlage steht außerdem ein Grundstück bereit.
Die LGB-Fans sind ein deutlich älteres Publikum. Peter Böhmer (48), einer von drei Vorsitzenden, erläutert: "Das Hobby ist nicht billig. Die Gartenbahn ist die Oberschicht des Eisenbahn-Modellbaus. Eine Lokomotive kann man für 300 Euro oder den Preis eines gebrauchten Mittelklasseautos kaufen oder bauen." Dazu komme, dass die meisten erst in diese Preisklasse einsteigen, wenn die Kinder aus dem Haus seien und genügend Platz für die Anlage vorhanden sei.
Noch ist die Anlage in Krefeld im Aufbau. Der Club musste das alte Vereinsheim komplett abbauen und über die Schiene an den neuen Standort transportieren. Das umfasst immerhin eine Halle mit den Maßen 20 mal acht Meter. Auch das mehr als 70 Quadratmeter große Vereinsheim, der alte Waggon, rollte über Schienen nach Krefeld.
Dazu kam noch der riesige US-Schulbus, den die Garten-Freunde für 500Dollar in den USA kauften und mit einem VW-Transportschiff über den Atlantik schippern ließen. Den Bus nutzen die Gartenbahner, um mit ihrer Anlage zu Ausstellungen zu reisen. Dem Verein gehören auch Mitglieder aus Holland, Belgien, den USA und sogar Japan an. Böhmer: "Die beiden Mitglieder aus den letztgenannten Ländern haben wir aber noch nie gesehen." Dafür sind die Eigentumsverhältnisse im Verein klar geregelt. Die Anlage gehört dem Verein, die Fahrzeuge den Mitgliedern. Mediendesigner Böhmer: "Es wäre viel zu riskant, Loks und Waggons hier auf dem Gelände zu lagern."