Die Aegir-Familie wächst bereits
Uerdingen. Die Schwimmsportfreunde Aegir haben Insolvenz angemeldet. Gestiegene Energiekosten, die Kosten für die Traglufthalle an der Duisburger Straße und schwindende Mitgliederzahlen machen den Schwimmsportfreunden (SSF) zu schaffen.
Noch vor fünf Jahren hatte der Verein über 2000 Mitglieder, heute sind es 1350. Aegir braucht dringend neue Mitglieder. Zur Rettung beitragen soll eine außerordentliche Mitgliederversammlung am Dienstag und ein Tag der offenen Tür am Sonntag, 7. Juni.
Vor allem Mitglieder der SSF kamen am Mittwochnachmittag nach Uerdingen. Einhelliger Tenor: Eine Verkettung von unglücklichen Umständen hat den Verein in die jetzige Lage gebracht. Aegir-Vorsitzender Dr. Georg Metten spricht bezüglich der Traglufthalle von einem schweren Faustpfand: "Als die Halle erstmals aufgebaut wurde, war der SV Krefeld noch mit im Boot, stieg aber dann aus. Viele andere Vereine und auch die Schulen nutzen das Angebot."
Doch viele Mitglieder verließen den Verein, weil sie die notwendigen Beitragserhöhungen nicht mittragen wollten. "Alleine bei der letzten Beitragserhöhung hatten wir 400 Austritte, dabei ist unsere Anlage einer der schönsten in Krefeld", sagt Metten.
Lob gibt es von ihm für die Stadt: "Die Stadt hilft uns enorm, ohne die Zuschüsse der Stadt gäbe es keine Traglufthalle bei uns." Aegir müsse den Weg allein gehen, der Insolvenzverwalter kann nur unterstützen. Eines ist klar: Der Verein muss wachsen. "Unsere Gelände könnte auch 3000 Mitglieder problemlos verkraften, aber 2000 wären auch schon okay", sagt Metten.
Sigrid Odenbach, Aegir-Mitglied seit vielen Jahren, möchte gleich etwas richtigstellen: "Der Ausdruck ,Schuld’ in der Berichterstattung gefällt mir gar nicht." Das Problem sei, dass vor einigen Jahren die Decke des Bockumer Badezentrums eingestürzt ist. "Mit der daraufhin gebauten Traglufthalle haben unsere Probleme angefangen: Es war eine Verkettung unglücklicher Umstände - niemand trägt die Schuld."
Das sieht auch Udo Krauser, sportlicher Leiter bei Aegir, so: "Wir sind vor zehn Jahren für die Stadt in die Bresche gesprungen mit dem Aufbau der Traglufthalle. Wir haben Schulden aufgenommen, um das Becken umzubauen, damit auch andere Vereine die Halle nutzen können." Damit habe Aegir einen wichtigen Beitrag für die Krefelder Schwimmgemeinde geleistet.
"Das Bad ist mittlerweile stark sanierungsbedürftig, Investitionen stehen an. Aber wir können keine Rücklagen bilden bei sinkenden Mitgliederzahlen." Krauser hat noch Hoffnung, aber "nur wenn wir alle an einem Strang ziehen und neue Mitglieder gewinnen".
"Es ist zwar alles traurig, aber ich habe eine positive Persepktive", sagt Rainer Villabruna, Mitglied im Jugendausschuss. "Wir verfügen über eine super Anlage, haben die schönste Seeterrasse in Krefeld, die auch öffentlich genutzt werden kann." Er stellt besonders die Jugendarbeit des Vereins heraus. "Wir bieten vereinsübergreifend Kanu- und Fahrradtouren, mehrtägige Zeltlager und betreute Feriencamps an." Außerdem stünden den jungen Schwimmtalenten hervorragende Trainer zur Seite.
Claudia Groß, die mit ihrer ganzen Familie Aegir-Mitglied ist, ärgert sich über Leserbriefe als Reaktion auf die Insolvenz-Berichterstattung: "Aegir bekommt zwar Geld von der Stadt, aber nicht für den Verein, sondern zum Aufbau der Traglufthalle." Aegir habe die Halle immer aus eigenen Kräften aufgebaut, obwohl andere Vereine sie mitnutzten. "Zu behaupten, Aegir würde vom Geld der Stadt profitieren, ist angesichts der Situation ein Witz."
Einen Hoffnungsschimmer gibt es bereits. Erste Neueintritte sind schon da. Viel hängt für Aegir von dem Tag der offenen Tür am 7. Juni ab, der die Aegir-Familie wieder vergrößern und Sponsoren anlocken soll. Bei der Entscheidung helfen soll das Erlassen der Aufnahmegebühr für potenzielle Neumitglieder.