Feinstaub: Wer ist schuld am giftigen Hafenboden?

Bezirksregierung: Analysen können Verursacher nicht bestimmen.

Krefeld. "Uns sind die Hände gebunden. Die Untersuchungsergebnisse sind nicht gerichtsfest." Dr. Knut Beisheim, Dezernent der Umweltüberwachung des Landes, bedauert, doch der Strafanzeige des BUND (die WZ berichtete) räumt er keine Chancen ein.

Zur Erinnerung: Es war Freitag, der 13. April, als sich die Krefelder Seglervereinigung beim Umweltamt über einen schwarzen Staubniederschlag beklagte. Und tatsächlich, auf dem Wasser sei ein Staubfilm erkennbar gewesen, so Beisheim. Ein möglicher Verursacher war auch schnell festzustellen, denn Staubfahnen wehten von einer Schiffsverladung herüber. Graugussspäne wurden verfrachtet, ohne dass die Beregnungsanlage angeschaltet war. "Ich habe sofort dafür gesorgt, dass dies nachgeholt wird", so Beisheim, der außerdem Proben vom Material genommen hat.

Insgesamt sind auch Proben vom Wasser und Böschungsboden sowie von Gummigranulat einer anderen Firma entnommen worden. Ergebnis: Die Wasser- und Bodenwerte weisen erhebliche Belastungen mit Cadmium, Blei, Nickel und Chrom auf.

Für den BUND Grund genug, die Strafanzeige, die der Verband schon im April erstattet hatte, zu erweitern. Darin wird die Staatsanwaltschaft aufgefordert, konkreter zu ermitteln in Sachen unerlaubter Umgang mit gefährlichen Abfällen und schwere Gefährdung durch Freisetzen von Giften. Ausgerechnet an dem Wochenende im April nämlich hatte die Seglervereinigung zum Ansegeln geladen. Besucher klagten über Husten- und Augenreizung.

Beisheim jedoch betont, dass die Analyse weder die eine noch die andere Firma als Verursacher zweifelsfrei bestimmen könne. Zudem erinnert er daran, dass die Wasser- und Bodenproben wahrscheinlich eine gute Mischung aus 100 Jahren Industriekultur darstellen.

Woher auch immer - aber geht von der Bodenbelastung eine Gefährdung aus? "Es besteht kein akuter Handlungsbedarf", sagt Beisheim. Dennoch habe man ein Auge auf den Hafen. Zumindest monatlich kontrolliere das Landesamt die ansässigen Firmen. Nicht genug für den BUND. Er will das Thema auch im Umweltausschuss behandelt wissen. Ein Antrag, der von den Grünen unterstützt wird. Es sei fahrlässig gewesen, die Segler nicht zu warnen. Ähnlich sieht das auch Dr. Hermann Kruse, stellvertretender Leiter des Instituts für Toxikologie und Pharmakologie Kiel, der auf Bitten der Seglervereinigung die Analysen bewertet hat.

Auch wenn er betont, dass dies aus der Ferne schwierig ist, so lässt er keinen Zweifel daran, dass er nach dem Vorfall im April anders vorgegangen wäre. "Man hätte Blut- und Luftproben nehmen können." Denn die Beschwerden der Betroffenen wiesen darauf hin, dass es sich um besonders feine und damit gefährliche Partikel gehandelt habe. Jetzt sei dies allerdings nicht mehr bewertbar.

Dennoch: Die Analyse weise auch darauf hin, dass es im Hafen ohnehin überhöhte Werte gebe. "Diese veranlassen schon zur Sorge."