Chorfest: Auf der Burg wird es Sommer
Das Treffen in Linn soll zu einer festen Krefelder Marke werden.
Krefeld. "Jetzt ist Sommer!", stellte das Vokalensemble "dacapo" aus Münster mit rhythmisch unterlegter Entschlossenheit fest. Bei der Matinee zur Eröffnung des dritten Rheinischen Chorfestes auf Burg Linn mit zehn Chören, 330 Mitwirkenden und annähernd 3000 Besuchern war das unter dräuenden Wolkenfeldern noch recht gewagt. Doch dem Chorgesang war wie bei den "Familienfesten des guten Tons" 2002 und 2004 wieder das Glück der Tüchtigen beschieden.
Ab Mittag strömten die Besucher bei strahlendem Wetter zu den beiden Bühnen. "Über den Wolken" zu sein war insofern beim offenen Singen in der Vorburg nur noch ein Sanges-Wunsch des zeitweilig größten Chores im Land, den Besucher mit über 500-facher Stimmgewalt bildeten. Volker Buchloh und seine Combo hatten die Liedtexte unter anderem von Müllers Wanderlust, Macky Messer oder den sieben Brücken verteilen lassen, so dass keine Klanglöcher entstanden.
Das rheinische Chorfest soll zu einer festen Krefelder Marke werden, wünschte Oberbürgermeister Gregor Kathstede bei der Eröffnung, nachdem er den Chorgesang als besondere Krefelder Tradition bezeichnet hatte, die sich in derzeit über 200 Chören widerspiegele. "Ich hoffe auf noch viele solcher Chorfeste auf Burg Linn", schloss sich ihm der stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, Winfried Schittges, an. Der LVR unterstützt das Fest mit 40 000 Euro.
Aufsteigende Tendenzen für den Chorgesang schilderte Arnd Bolten vom Landesmusikrat NRW: "Nach Jahren des Klagens über Vergreisung und Auflösungen hat das Singen wieder einen höheren Stellenwert." Dass dieser Stellenwert auch qualitativ messbar ist, stellten unter anderem die "Krefelder Klangfarben" unter Leitung von Karstjen Schüffler-Rohde unter Beweis, die teils sechsstimmig Madrigale der Renaissance beherrschten und Lieder aus Europa intonierten. Zum dritten Mal Gast war der Schedrik-Chor des Gymnasiums Oelberg aus Königswinter.
Im Burghof war kein Stehplatz mehr frei, als der Kirchenchor St. Stephan unter der Regie von Ulrich Stuers mit 70 Stimmen und "Musik ist Trumpf" den Nachmittag eröffnete. Mit Abba- und Beatles-Songs brachte der Dionysiuschor unter Leitung von Hans-Jörg Böckeler die Zuhörer zum Mitwippen, während der Overbacher Kammerchor aus dem salesianischen Zentrum bei Jülich unter Leitung von Martin te Laak klassisch mit Liedern von Monteverdi und Felix Mendelssohn auftrat.
"Pop der Stimmen" hieß es dann mit dem Jungen Chor Overbach und "Singing Sound" aus Bochum und "Vielfalt der Stimmen" mit einem der seltenen reinen Frauenchöre, dem "rocksiechor" aus Dortmund unter Leitung von Claudia Hebbelmann, bevor Gospels und afrikanische Rhythmen von "House of Faith" der ghanaischen Gemeinde in Oppum den Abschluss bildeten.