Kaiserswerther Straße: Eine Spielstraße ohne spielende Kinder?
Der Ausbau soll 800 000 Euro kosten. Auch die Anwohner werden zur Kasse gebeten.
Krefeld-Gellep. Gellep ist kein kleines, aufmüpfiges Dorf in Gallien. Und Karlheinz Menke schon gar kein Asterix. Aber wehrhaft sind die Anwohner der früheren Dorfstraße, der Kaiserswerther Straße. Ab Januar, so ist dem städtischen Amtsblatt zu entnehmen, soll dort mit Arbeiten am Kanalnetz begonnen und danach der Abschnitt in einen verkehrsberuhigten Bereich („Spielstraße“) umgewandelt werden (WZ berichtete).
Für den rund 500 Meter langen Ausbau der Straße zwischen Düsseldorfer- und Lanker Straße sind über 800 000 Euro veranschlagt. Mit 300 000 Euro beteiligen sich daran die Stadtwerke. Die Anlieger sollen am Ausbau mit 90 Prozent zur Kasse gebeten werden. In der Summe sind die Kosten für die Kanalerneuerung nicht enthalten.
„Völlig überflüssig. Wir brauchen keinen Luxusausbau, den wir ja auch zum größten Teil selbst bezahlen müssen“, schimpft Anwohner Menke (70). Der Diplomkaufmann lebt seit fast 40 Jahren an der Straße und kämpft mit seinen Nachbarn seit 1998 gegen deren Ausbau.
Gegen den Kanalbau habe sie nichts, aber das „pompöse“ Straßenprojekt lässt erneut ihren Zorn hochkochen. „Spielstraße?“, schüttelt Menke den Kopf. „So ein Quatsch, hier gibt es höchstens zehn Kinder unter zehn Jahren. Kein Kind wird hier spielen. Die wenigen Kinder spielen auf den großen Grundstücken ihrer Eltern.“
In den rund 50 Gebäuden an dem Straßenstück wohnen rund 100 Menschen. 95 davon haben mit ihrer Unterschrift gegen den Ausbau protestiert. „Drei Ehepaare waren im Urlaub“ erklärt Menke den fast hundertprozentigen Widerstand. Bereits vor über 13 Jahren, im Mai 1998, haben sie sich mit einem „Bürgerantrag“ gegen den Ausbau an den damaligen Oberbürgermeister Pützhofen gewandt.
Veräppelt fühlen sich die Gelleper auch besonders davon, dass ihnen der heutige OB Kathstede bei einem Ortstermin vor zwei Jahren zugesagt habe, dass es keine Ausbauform gegen den Willen der Anlieger geben werde.
Der andere Aspekt des Widerstandes in Gellep ist der Finanzielle. „Die Anlieger werden mit Kosten zwischen 5000 und 60000 Euro zur Kasse gebeten“, erklärt Karlheinz Menke. Viele der Menschen, die hier leben, seien Rentner, die Probleme mit solchen Summen bekommen. Andererseits, und das ärgert ihn noch mehr, „sagt uns die Politik Tag für Tag, dass wir sparen müssen, dass es auf jeden Cent ankommt.“
Für alles Mögliche sei angeblich kein Geld mehr vorhanden, „und hier wird es mit vollen Händen aus dem Fenster geworfen.“ Niemand wolle, niemand brauche diese neue Straße. Bäume und Grünflächen fallen dem Ausbau zum Opfer, überflüssige Parkflächen werden angelegt, Straßenlaternen müssten versetzt werden.
„Alles Unsinn. Es gibt wirklich jede Menge dringendere und wichtigere Dinge, die die Menschen in unserer Stadt brauchen. Dort sollte das Geld sinnvoll angelegt werden.“