Museumsfreunde kritisieren: Krefeld vergisst seine Geschichte

Auf der Jahreshauptversammlung des Vereins der Freunde der Museen Burg Linn geißelte Paul Wietzorek die Sünden der vergangenen 60 Jahre.

Krefeld. Heftige Kritik an der Stadtplanung der letzten 60 Jahre hat Paul Wietzorek vom Verein Niederrhein (VN) bei der Jahreshauptversammlung der Freunde der Museen Burg Linn geübt. Er fordert vor allem ein fundiertes Gesamtkonzept.Der Vorstand der Museumsfreunde, die im vergangenen Jahr 74 000 Euro eingenommen und 71 000 Euro für das Museum Burg Linn sowie das Textilmuseum aufgewandt haben, wurde weitgehend bestätigt.

"Geschichtslosigkeit führt zu Gesichtslosigkeit", konstatiert Wietzorek, früher Geschichtslehrer am Ricarda-Huch-Gymnasium und Autor mehrerer Bücher. Das Entstehen der heutigen Stadt durch Eingemeindungen habe dazu geführt, dass in Krefeld ein Geschichtsbewusstsein fehle, das in den Stadtteilen noch bestehe.Der Historiker geißelt das ständige Warten auf ausländische InvestorenIm Detail geißelt Wietzorek die Sünden der Vergangenheit, sich nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges über gewachsene Strukturen hinweg zu setzen.

Er wertet die Gestaltung der Gegenwart mit Stadtbad-Diskussion, Behnisch-Bau, Stadtmarkt und Abrissen wie des Hauses Steckendorf als negativ. Außerdem missfällt ihm eine überwiegend öde Platzgestaltung und auch das ständige Warten auf auswärtige Investoren.Die Hoffnung auf Zukunft will er trotzdem nicht aufgeben: "Krefeld muss sich auf seine Stärken besinnen, es gibt noch Substanz genug." Dabei listet er unter anderem die Euroga-Parks, ein Konzept für das Bismarckviertel, die Sanierung des Schirrhofs oder die Pläne für den Bockumer Platz auf.

Für eine Stadt wie Krefeld, so Wietzorek, sei ein Stadtgeschichtliches Museum unentbehrlich, das die Vergangenheit der Gesamtstadt in der Gegenwart präsent mache: "Haben die Verantwortlichen noch nicht gemerkt, dass Geschichte gerade Konjunktur hat?"