Uerdingen Oeding Helau: Es regnet nur Konfetti
Uerdinger Narren haben sich für den Karnevalszug mächtig ins Zeug gelegt — und die Anrainer sorgen für die Partyzone.
Uerdingen. Dreimal Oeding Helau: Ist das ein klasse Karnevalszug! Fast eine Stunde lang schlängelt er sich von schwungvoller Fanfaren- und Rock-Musik begleitet durch den Stadtteil. Die Karnevalsgesellschaften haben sich mächtig ins Zeug gelegt und die Garden sind wahre Hingucker, allen voran die Mariechen.
Die Kanone der Bürgerwehr kündigt es dann an: Das jubelnde Prinzenpaar Dirk II. und Nicole I. befördert vom schönen neuen Wagen kalorienhaltiges Wurfmaterial aus vollen Händen unters närrische Volk. In Uerdingen haben die Kinder die Straßen bunt bemalt und nutzen die autofreien Fahrbahnen zum Ballspielen. Am Tulpensonntag greifen da auch die vielen anwesenden Polizisten nicht ein.
Als erstes Gefährt ist ein Korbwagen mit Brezeln auf der Strecke. Die vielen bunt kostümierten Narren am Straßenrand freuen sich und greifen zu. Eine gute Unterlage kann nicht schaden. Dann geht es los mit Musik und den Oedingsche (B)engel, die als Samson, Tiffy und Krümelmonster daherkommen.
Fußballer des KFC sind auch mit einem Wagen dabei und gestehen: „KFC meine große Liebe“. Andere nehmen lokale Ereignisse auf die Schippe. Die Oedingsche Blagen rügen: „Kein Schiff kont kommen, selws Sinter Klaas dä koem to Foot, denn Oedings Steiger woer kapott.“ Und siehe da: Sinter Klaas ist in der Fußgruppe auch mit von der Partie. Er passt prima zum Freundeskreis von Claudia Hendrichs, die stets zum Karnevalszug-Rudelgucken an die Parkstraße einlädt und deshalb oft den Weihnachtsbaum bis Tulpensonntag konserviert.
„Seit sieben Jahren sind wir hier“, erklärt Martina Butzmühlen. „Wir sind immer Nikoläuse samt Rudolph, diesmal in neu genähten Gewändern.“ Damit die „heiligen Männer und Frauen“ nicht Weihnachten „Helau“ rufen, hat sie ein Schild beschriftet. Auf der einen Seite steht der karnevalistische Gruß, auf der anderen „Frohes Fest“. Sie urteilen über den Zug: „Klasse“. Auch Sophia (13) findet die Kostüme sehr schön und den Zug lang. Sie selbst ist ein weiblicher Robin Hood.
Überhaupt haben die Anlieger des närrischen Lindwurms viel Spaß. Garagen werden in Partyzonen umfunktioniert, Stehtische stehen in Parkbuchten. Während es am Sonntag nur Konfetti vom Himmel regnete, richten die Uerdinger einen Blick nach Krefeld: „Hoffentlich ist das Wetter nicht so schlecht, damit der Rosenmontagszug stattfinden kann.“
Wahre Karnevalszug-Gucker sind Anne und Thorsten Arlt: „Wir waren schon in Verberg, Lank-Latum, heute hier in Uerdingen und morgen in der City.“
Wörtlich genommen hat der Damenelferrat der Gesellschaft Op de Höh das diesjährige Motto: „Oeding ist jeck und tolerant - wir feiern mit allen Jecken Hand in Hand.“ Die Frauen tragen Kleidung aus aller Herren Länder, vom Meisje bis zur Geisha. Die ehemaligen Prinzessinnen haben ihren Mottowagen wie folgt überschrieben: „Dornröschen küsst Berlin wach.“ Während von vielen Wagen Tulpen in Richtung Fußvolk fliegen, wirft die große rot-weiß gekleidete Caritas-Schar Papiertaschentücher herab. Ihr Motto: „Seit 100 Jahren sind wir für Sie da, wir machen weiter — hipp, hipp, Hurra.“