Uerdingen Rheindeich wird deutlich teurer

Die Kosten für die Sanierung steigen um mindestens 1,5 Millionen Euro.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Noch im Mai, bei der Erstbegehung des neuen Rheindeichs in Uerdingen, war die Rede von 3,1 Millionen Euro als Gesamtkosten für die Sanierung des Deichs. Allerdings lagen damals dem Bauausschuss schon seit dem 1. April ganz andere Zahlen vor. Denn die Kosten haben sich um mindestens 1,53 Millionen Euro erhöht. In der vorläufigen Abrechnung werden diese statt der 3,1 auf 4,6 Millionen veranschlagt.

Das blieb in der Öffentlichkeit bisher weitgehend unbekannt. Zwei Ausschusssitzungen (Finanzen und Bau) passierte der Punkt lediglich mit Gegenstimmen der Linken. Auch in der Ratssitzung vor der Sommerpause am 18. Juni fiel der Tagesordnungspunkt angesichts von über hundert anstehenden Themen nicht weiter auf. Im Vergleich zu ursprünglichen Kostenkalkulationen, die bei 2,1 Millionen Euro lagen, verteuerte sich die Sanierung des 700 Meter langen Abschnitts um 125 Prozent. Ein neuerlicher Tiefschlag im Kampf um einen ausgeglichenen Haushalt der Stadt.

Als Begründung wurden vom Fachbereich Tiefbau zwei Probleme angeführt: Die Maßnahmen zum Schutz der Bäume, die im Planfestellungsbeschluss festgelegt waren, sowie nicht vorhersehbare Strukturprobleme im Aufbau des alten Deiches. In der Begründung heißt es: „Im Zuge der Abtragung des alten Deichkörpers wurde deutlich, dass in den vergangenen Jahren verschiedenste Materialien für den Bau und Umbau des Deiches verwendet wurden. Es kamen alte Ziegelabdeckungen, verschiedenste Wegeaufbauten, kontaminiertes Material und alte Reste von Betonkörpern zum Vorschein.“

Das habe zur Folge gehabt, dass die Wurzeln der Bäume sich verstärkt oberflächennah im Böschungs- und Wegebereich ausbreiteten. Bei insgesamt 14 Bäumen hätten deshalb in komplizierten Verfahren Wurzelbrücken eingebaut werden müssen, die gleichzeitig die Stabilität, Dichtigkeit und damit Tragfähigkeit der Deichkrone als „Verteidigungsweg“ im Hochwasserfall sichern mussten.

Das zweite Problem wird wie folgt beschrieben: „Eine abfallende verbackene Kiesschicht in acht bis zwölf Metern Tiefe verhinderte in einigen Abschnitten einen leichten Einbau der einzelnen Stahlelemente (für die 13 Meter hohe Spundwand). Beim Einbau der Elemente wurden die Vibrationen zu stark, dass nur durch Umstellung des Verfahrens mittels Vorbohrung ein vertretbarer Einbau möglich war.“ Die Folge: „Die vorab beschriebenen Probleme führten zu einer Bauzeitverlängerung von vier Monaten.“

Die Sanierung stand unter besonderem Druck, da die Arbeiten nur in der so genannten hochwasserfreien Zeit, vom 1. April bis Ende Oktober, ausgeführt werden konnten. Ein Baustopp zur Überprüfung von Maßnahmen kam deshalb nicht in Frage. Die Vorlage betont: „Die Baumaßnahme wurde ständig von der Aufsichtsbehörde (der Bezirksregierung) sowie durch Gutachter und Überwacher begleitet. Sämtliche Änderungen im Bauverfahren sind auf Auflagen begründet oder konnten nur mit Zustimmung der Aufsichtsbehörde durchgeführt werden.“ Ein kleiner Trost am Rande: Die Mehrkosten sind zu 80 Prozent förderfähig, das heißt, die Stadtkasse wird „nur“ mit 306 200 Euro belastet.