Unter Klinkern steckt ein Kleinod
Die Eheleute Karvanpour restaurieren den Spickerhof. Einzelne Teile stammen aus dem 14. Jahrhundert.
Oppum. Es gibt Leute, die kaufen auf dem Flohmarkt ein buntes Bild und erfahren durch einen Zufall, dass sie einen Picasso in Händen halten. Bettina und Mansour Karvanpour haben ein "ganz normales" Haus an der Hauptstraße in Oppum erstanden und beim Abklopfen des alten Putzes ein historisches Kleinod aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Sie besitzen und sanieren seit August 2007 den "Spickerhof". Der datiert mindestens aus dem Jahr 1648. "Einzelne Teile sind sogar aus dem 14. Jahrhundert belegt", sagt Architekt Martin Breidenbach.
Das Gebäude sah jahrelang unscheinbar aus. Mit seiner weißen Klinker-Front steht es auf einem rund 1000 Quadratmeter großen Grundstück. Keiner wusste, was unter der Front verborgen ist. Bettina Karvanpour erzählt: "Lange haben wir überlegt, ob wir das Haus umbauen oder abreißen sollten. Als wir den Abrissantrag stellten, kam Christoph Dautermann vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege." Damit war der Abriss vom Tisch.
Das Haus steht jetzt kurz vor der Eintragung als Denkmal. Und damit kommt auf den Hausherrn und seine Frau sehr viel Arbeit zu, um das "Schätzchen" in seiner ursprünglichen Weise wieder auferstehen zu lassen. "Es ist sehr spannend, was nach und nach hervorkommt", sagt Mansour Karvanpour. "Jede Menge Freunde und die Familie helfen bei der Sanierung mit und die Nachbarn sind sehr nachsichtig mit unserer Großbaustelle." Billig sei die Restaurierung allerdings nicht. Sie komme in finanzieller Hinsicht einem Neubau gleich.
"Bei den Arbeiten stellte sich heraus, dass es sich beim ,Spickerhof’ um eines der ältesten in seiner Grundstruktur erhaltenen bäuerlichen Ständerhäuser des ausgehenden Mittelalters in Krefeld handelt", sagt Breidenbach, der Fachmann für Restaurierungen dieser Art. "Ursprünglich war es ein so genanntes ,Rauchhaus’ mit offener Feuerstelle. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde die heute noch erhaltene Kaminanlage errichtet und ein doppelstöckiger Brotbackofen ergänzt."
Beide gut getarnten Raritäten tauchten bei den Umbauarbeiten hinter später eingezogenen Wänden wieder auf. "Das Haus wurde immer größer. Jetzt hat es rund 210 Quadratmeter Wohnfläche. Das Wohn-Stall-Haus soll in Zukunft zum Wohnen und Arbeiten dienen", sagen die Betreiber des Reisebüros "willst-du-weg.de". Das Büro wird dort errichtet, wo früher Ziegen und Schafe standen.
Der alte Gewölbekeller bietet sich dagegen als Weinkeller geradezu an. "Das Haus ist wie ein Geschichtsbuch", findet Breidenbach. "Es zeigt in seinen verschiedenen Bauabschnitten Historie aus vier Jahrhunderten." Schön sei es, dass die Ständerkonstruktionen aus schweren Eichenbalken weitgehend erhalten seien. "Die überstehen noch weitere 1000 Jahre."