Ärger um die Flickschusterei

Das Neubaugebiet En de Siep ist praktisch fertiggestellt – nur die Baustraße bleibt zum Leidwesen der Anwohner.

Krefeld. Wer Familie Eickenberg in Verberg besuchen will, sollte sich nicht unbedingt nur auf sein "Navi" verlassen - das führt Autofahrer nämlich oft in eine Sackgasse. Die Straße En de Siep, die durch das Neubaugebiet mit insgesamt 68 Wohneinheiten führt, ist praktisch in drei Teile gespalten, passend zu den drei Bauabschnitten. Und damit fängt das Dilemma an, über das sich die Eickenbergs und einige Nachbarn aufregen.

Zur Erklärung: Die Bauabschnitte eins (2001) und zwei (2005) sind schon lange fertiggestellt. Kompliziert wird die Sache aber dadurch, dass Bauabschnitt drei dazwischen liegt. Die schön gepflasterte Straße in Abschnitt eins endet deshalb vor Pollern und der staubigen Baustraße in Abschnitt drei. Daran schließt sich der Rest von En de Siep an - Abschnitt zwei, in dem auch Kerstin und Ralf Eickenberg wohnen. "Bei uns ist die Straße asphaltiert, obwohl uns damals vor Baubeginn noch versprochen wurde, diesen Abschnitt ebenfalls zu pflastern", sagt Ralf Eickenberg. "Flickschusterei" nennt seine Frau das Gebilde.

Eine Straße, (derzeit) drei Bodenbeläge - wie kann das sein? In Bauabschnitt eins war noch eine private Firma tätig, die auch die Vermarktung übernahm. Danach ging der Bauträger aber in Konkurs, die Stadt übernahm den Bauabschnitt zwei, später auch drei. Ralf und Kerstin Eickenberg zogen vor sechseinhalb Jahren ein. Geändert hat sich seitdem nicht viel. "Wir leben mit einer Baustraße."

Wenn auch nicht direkt, werde der Dreck doch durch die Gegend getragen. An der Baustraße, die sich bei Regen in eine Seenlandschaft verwandelt, thront ein Hügel. "Eigentlich soll das eine von der Stadt angelegte Grünfläche sein", sagt Ralf Eickenberg. Stattdessen ist dort wohl der Sand aus den Baugruben der Nachbarn gelandet. Immer wieder sei man vertröstet worden, klagen die Anwohner. Die Fertigstellung der jetzigen Baustraße sei sogar schon mal für Ende 2007 versprochen gewesen.

Jetzt müssen sie mindestens bis zum Frühjahr 2011 warten, weil erst im November der Haushalt in Krefeld verabschiedet wird. Daran, dass En de Siep noch aus der Planung fliegen könnte, wollen die Anwohner lieber gar nicht denken. Volker Blech und Christina Tenter Godoy, die ebenfalls an der Straße wohnen, sprechen von einer "unendlichen Geschichte".

Die Vermarktung der Grundstücke im mittleren, dritten Bauabschnitt ist verzögert verlaufen, heißt es in einer Antwort der Stadt. Man wollte den Anwohnern in Abschnitt zwei aber die Zufahrt zu ihren Häusern vereinfachen und asphaltierte die Baustraße dort. Von einer Pflasterung wurde abgesehen, weil die Baufahrzeuge das Pflaster beschädigt hätten. Der Abschnitt drei soll dagegen eine Pflasterung bekommen - wenn denn die Haushaltsplanungen mitspielen.

Während die Eickenbergs und ihre Nachbarn auf die Fertigstellung warten müssen, flatterte neuer Ärger ins Haus. Die Stadt verlangt die Bezahlung der Kosten für die Ausgleichsflächen. Die wurden zwischen dem Neubaugebiet und angrenzenden Feldern angelegt. Zwischen 1500 und 3000 Euro sollen die Anwohner zahlen. Die sind sauer: "Das hat es noch nie gegeben."

Doch, hält die Stadt dagegen. Alles sei rechtens, auch nach mehreren Jahren. Nur von einem privaten Bauträger würden solche Kosten übernommen oder direkt in Rechnung gestellt. Deshalb könne der Eindruck entstehen, dass es solche Kosten gar nicht gebe. Die Stadt biete aber bei Fragen zu den Ausgleichsflächen jederzeit Beratung an. 49Anwohner hätten das auch schon getan.