Analyse: Warum die FDP Ost heillos zerstritten ist
Paul Hoffmann bleibt Vorsitzender des FDP-Stadtbezirks Ost. Doch ihm fehlt die Fähigkeit, zwischen den Fronten zu vermitteln.
Krefeld. Schon die bloße Sitzordnung bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung der FDP Ost in der Traarer Gaststätte Lindenallee sagt vieles über die Kluft zwischen den beiden Fronten aus: An der einen Seite des Tisches die altgedienten, langjährigen Mitglieder, die über Jahrzehnte in aller Ruhe, aber mit großem Erfolg den Bezirk zur liberalen Hochburg in Krefeld aufbauten. Auf der anderen Seite des Tisches die jüngeren, erfolgshungrigen Kandidaten, die den Etablierten das Wasser abgraben. Und in der Mitte ein Vorsitzender Paul Hoffmann, der überfordert damit wirkt, zwischen den Seiten zu vermitteln und für Ruhe in seinem Stadtbezirksverband zu sorgen.
Selbst der Rücktritt des gesamten Vorstandes zu Beginn der Sitzung sorgte kaum für Ruhe, sondern eher für noch mehr Diskussionsstoff. Dabei konzentrierte sich die teilweise sehr emotional und persönlich geführte Diskussion nicht ausschließlich auf das Schiedsgerichtsverfahren, das sieben Mitglieder nach der Vorstandswahl im Juli 2007 angestrengt hatten. Kritik gab es zum Beispiel an zu wenig Öffentlichkeitsarbeit und Wahlkampfarbeit durch Paul Hoffmann, der das mit mangelnder Zeit begründete. Bemängelt wurde zum zweiten dessen Schwerpunkt auf stadtweite Themen und Vernachlässigung von Themen aus dem Stadtgebiet, obwohl nach Ansicht des Kreisvorsitzenden Joachim C. Heitmann "die Themen gerade in diesem Bezirk auf der Straße liegen". Heitmann nannte als Themen den Ausbau des Golfplatzes und der Moerser Landstraße oder den Zustand der Sportstätten, bei denen die anderen Parteien sich ständig zu Wort melden würden, die FDP Ost aber kaum.
Kritik gab es aber auch an der stellvertretenden Bürgermeisterin Jutta Pilat, die als Verbergerin ebenfalls dem Stadtverband Ost angehört. Sie soll gemeinsam mit dem Vorsitzenden Paul Hoffmann eine Diffamierungskampagne gegen die sieben Mitglieder betrieben haben, die Einspruch gegen die Wahl im Sommer 2007 eingelegt hatten. Die beiden schwiegen weitgehend zu der gesamten Kritik.
Offen blieb letztlich auch, wie es mit dem Schiedsgerichtsverfahren weiter geht. Hoffmann erklärte, er habe bereits Mitte Februar seine Anwältin beauftragt, den Einspruch vor dem Bundesschiedsgericht zurückzuziehen. Bis gestern war allerdings kein entsprechendes Schreiben eingegangen, woraufhin einer der Anwesenden süffisant fragte: "Vielleicht bringt die Post das Schreiben ja zu Fuß nach Berlin."
Am Ende der Diskussion stand bei der Vorstandsneuwahl ein Ergebnis, bei dem es für fast jeden Kandidaten ein halbes Dutzend Nein-Stimmen gab. Und die Feststellung einiger Mitglieder: Wir schämen uns zur Zeit, Mitglied der FDP Ost zu sein.