Bockum: „Ein Gotteshaus aus lebendigen Steinen“

Die Gemeinde St. Gertrudis feiert das 150-jähriges Bestehen ihrer Kirche. Das neugotische Wahrzeichen Bockums entstand in den Jahren 1857 bis 1859.

Bockum. Drei Tage lang, besonders mit einem feierlichen Festhochamt und einem Empfang im Pfarrheim am Sonntag, hat die katholische Gemeinde St. Gertrudis in Bockum das 150-jährige Bestehen ihrer Kirche gefeiert. Dazu war auch der Aachener Weihbischof Karl Reger gekommen, der von 1970 bis 1987 Pfarrer an St. Gertrudis war. Er sprach den bischöflichen Segen in der bis auf den letzten Stehplatz besetzten Kirche. Eine persönliche Bemerkung erlaubte er sich auch: "Wie schön ist es, heute morgen wieder einmal in St. Gertrudis zu sein."

Reger stellte in seiner Predigt das "aus lebendigen Steinen gebaute Haus Gottes" in den Mittelpunkt, das es immer weiter auszubauen gelte. Musikalisch gestaltet wurde die Messfeier vom Kirchenchor und dem "Collegium Musicum" unter der Leitung von Stefan Welters. Pfarrer Karlheinz Alders und Domkapitular Karl-Heinz Teut sowie zwei Dutzend Messdiener unterstützten den Weihbischof.

Die feierliche Stimmung wurde durch die herbstlichen Sonnenstrahlen verstärkt, die durch die in den 50er Jahren von Gustav Fünders entworfenen Fenster in den großen Kirchenraum fielen.

Die Jubiläumsfeiern begannen am eigentlichen Weihetag, dem 2. Oktober mit einer heiligen Messe und einer großen Kaffeetafel. 150 Jahre zuvor hatte der damalige Kölner Weihbischof Johannes Baudi den vom Kölner und Wiener Dombaumeister Friedrich Schmidt entworfenen Kirchenbau eingesegnet.

Karl Reger, Weihbischof und ehemaliger Pfarrer der Gemeinde

Am Samstag standen ein Wortgottesdienst für Kinder und ein Orgelkonzert im Mittelpunkt. Als "Etappenziel" sah Bürgermeisterin Karin Meincke in ihrem Grußwort die 150-Jahr-Feier an. Die Kirche sei so fest und die Gemeinde so lebendig, dass auch die nächsten 150 Jahre Realität werden könnten. So sei die derzeitige Aufgeregtheit um Reformen gelassen einzuordnen, zumal sie offenbar eine Spirale der schlechten Stimmung in Bewegung setze.

Sehr straff hielt der Historiker Reinhard Feinendegen seinen Abriss über den Bau der Kirche und die Veränderungen nach dem Vatikanischen Konzil. Er lobte die stimmigen Proportionen und die eindrucksvolle Vielfalt der Räume in dem 1899 durch den Turm vollendeten Bau. Beim Empfang sang der Kinderchor unter anderem vom "Haus, das lebt".

Danach stand die Geselligkeit im Vordergrund - und ein großes Kuchenbuffet mit einer riesigen Sachertorte, auf der ein Bild der Kirche prangte. Eine kirchenmusikalische Andacht bildete den Abschluss.

Älteste Gäste und immerhin zwei Drittel so alt wie die Kirche waren die Bockumer Heimatdichterin Hedwig Wittmann (94) und der katholische Priester Josef Bernhard (89), der vor 50 Jahren in Bockum Kaplan und später über 20 Jahre lang Pfarrer auf der Insel Helgoland war.