WZ-Serie: Gute Nachbarschaft wird hier sogar vererbt
In der Siedlung Bruchhöfe feiern die Anwohner oft Familienfeste. Die Kinder bleiben der Siedlung auch als Erwachsene treu.
Elfrath. In der Siedlung Bruchhöfe ist die Welt noch in Ordnung. Unter den Nachbarn gibt es "keenen Striet", wie es die 83-jährige Franziska Wawra ausdrückt. Heutzutage grenzen die schmucken Häuschen der Siedlung an den Ortsteil Elfrath, zählen postalisch (Postleitzahl 47829) zum Stadtteil Uerdingen.
Doch das war nicht immer so. Als in den 30er-Jahren die ersten Häuser an der Bruchhöfe entstanden, gab es Elfrath noch nicht. "Wir gingen früher nach Traar zur Schule", erinnert sich Franziska Wawra, die im Haus Nummer 118 wohnt. Auch einen Bäcker oder einen Arzt gab es nicht, als Wawra 1957 dorthin zog. Noch heute fühlen sich die Anwohner der Bruchhöfe deshalb als Traarer. Das bestätigt auch Klaus Kürschner. Der 52-Jährige kennt die Siedlung in- und auswendig. "Ich habe nie woanders gewohnt", sagt er.
Die Kürschners wohnen im Haus Nummer 126 und sind stolz auf die "Gemeinschaft der Generationen", die in ihrer Straße entstanden ist. "Bei unseren Nachbarschaftsfesten bringt sich jeder ein und es wird viel gelacht", erklärt Bettina Kürschner. Auch die beiden Töchter Lisa (14) und Sarah (17) sind begeistert dabei. Bereits zum achten Mal wurde am ersten August gefeiert. Die Familien aus acht Siedlungshäusern wechseln sich als Gastgeber ab.
Mit dabei ist auch Familie Finke aus Haus Nummer 110. Claudia und Uwe Finke haben mit ihrem Sohn Paul (vier Monate alt) für den jüngsten Nachwuchs in der Gemeinschaft gesorgt. Doch die Feste der Nachbarn sind nicht die Einzigen in der Siedlung. Beliebt ist auch das Familienfest, das in diesem Jahr am 29. August gefeiert wird. Dazu kommen ein Senioren-Kaffee-Treff und ein Garagentrödel, der noch ausgebaut werden soll. Ansonsten geht es ruhig zu an der mit vielen schönen Gärten bestückten Straße.
"Nur der Ausbau der A57 macht uns Sorgen, den dann rückt die Autobahn näher an uns heran", sagt Klaus Kürschner. Den Lärm einer Durchfahrtsstraße kennen die Anwohner der Bruchhöfe nicht. Teil der nach eigenem Bekunden "größten Sackgasse der Welt" zu sein, hat gewisse Vorteile.
Die Straße "An der Elfrather Mühle" ist die einzige Zufahrtsstraße in den Ortsteil Elfrath. "Da könne die Kinder ruhig auf der Straße spielen", sagt Michael Tohotny. Mit seiner Frau Maridel wohnt der 65-Jährige in Haus 116 und ist besonders bei Nachbarin Franziska Wawra beliebt: "Der Michael ist oft bei mir und hilft im Garten." Überhaupt wird Nachbarschaftshilfe groß geschrieben. Da wird Kuchen unter den Nachbarn verteilt oder werden Erledigungen gemacht.
Auch bei den schönen und traurigen Anlässen, die es im Leben gibt, halten die Familien zusammen. Egal ob Geburten, Beerdigungen oder Hochzeiten, für die sogenannte "Freud’-und- Leid-Kasse" der Gemeinschaft wir immer fleißig Geld gesammelt. Bei so vielen positiven Aspekten ist es kein Wunder, dass viele der Kinder als Erwachsene selbst ein Haus dort kaufen. "Das gibt es des Öfteren", sagt Renate Fenten. So geht die gute Nachbarschaft in der Siedlung Bruchhöfe auf die nächste Generation über.