Jecken-Zentrale im Zeughaus
Die Prinzengarde hat das Gebäude in Eigenregie saniert. In der denkmalgeschützten alten Feuerwache wird viel gefeiert.
Krefeld-Bockum. Die närrischen Steckenpferd-Ritter hängen gerahmt an der Wand, von Jürgen Möllemann 1989 über Hans-Dietrich Genscher 1992 und Jürgen Rüttgers 2008 bis zu Richard Rogler. Für die WDR-Intendantin Monika Piel, die das Holztier am Samstag erhält, wird sich bald ein Platz finden. In der "Wachstube" der Prinzengarde hängen sie alle beieinander. Und an den Stühlen und Tischen davor wird regelmäßig gefeiert.
Die "Wachstube" und der große Empfangssaal waren kurz vor dem Ruinendasein, als die Prinzengarde sich des denkmalgeschützten alten Bockumer Feuerwehrdomizils annahm. Das ist schon 18 Jahre her, aber von Jahr zu Jahr gibt es weitere Fortschritte. Jetzt sucht Rainer Küsters (56), seit 1986 Präsident der Prinzengarde, nach einer Anbaumöglichkeit für das Stuhllager und nach einer Nutzung für den 500 Quadratmeter großen Garten, den die Prinzengarde mitgepachtet hat und den er gern öffentlich nutzbar machen möchte.
Eigentlich suchte die Prinzengarde nach einer "Jaraasch" für die damals vier eigenen Prunkwagen, als sie auf die Bockumer Feuerwache stieß. Dem Bus-Unternehmer Klaus Liebertz war es kaum weiter zuzumuten, die Wagen in seinen Hallen zu beschützen und seine Fahrzeuge draußen zu parken. Rainer Küsters wäre kein guter Verwaltungsbediensteter, wenn er nicht Wege gefunden hätte, die kurz nach dem Bau des Bockumer Rathauses 1904 entstandene Feuerwache in Erbpacht zu übernehmen - und das Kellergeschoss des Rathauses für die Geschäftsstelle der Prinzengarde gleich dazu.
Die Grün-Weißen hatten nicht nur Glück, sondern auch fleißige Helfer und Spender in den eigenen Reihen. Als es ernst wurde, lagen 70.000 D-Mark auf dem Tisch einer Initiativ-Versammlung, und eine Kreditzusage von 200.000 D-Mark dazu. "Die haben wir nie in Anspruch genommen", ist Küsters heute noch stolz. In Anspruch genommen hat die Garde die Muskel- und Lieferkraft ihrer Aktiven.
Architekt Wolfgang Scheidemantel hatte alle Gewerke in selbst zu bewältigende Portiönchen aufgeteilt. Es waren Monate mit Abbruchstaub, Mauern, Tischlern, Fenstersetzen, Kanalreparaturen, Fliesenkleben - und unvergesslichen Pausen. Als die Bezeichnung "Zeughaus" geboren war, stellten die Aktiven schon vor dem legendären Baustellen-Sommerfest 1992 fest: "Fü-er en Jaraasch vü-el to schad." So entwickelte sich aus der geplanten Remise das Domizil der Prinzengarde: denkmalgerecht, handgefertigt, vielfältig nutzbar.
Die inzwischen sieben Wagen stehen in einer eigenen Halle in Vennikel. Als Rainer Küsters und Klaus Liebertz die alte Feuerwache besichtigt haben, hingen noch die Eisenringe an den Wänden, an denen die Pferde für die Löschwagen angeleint wurden. Heute ist die eigene "Gast-Stätte" auf dem neuesten Stand. So konnte Küsters die Inneneinrichtung der "Wachstube" inklusive Theke und Kühlung aus einer Konkursmasse für "kleine Kohle" bekommen. Das "Zeughaus" beherbergt nur wenig "Zeug" der Prinzengarde.
Zu vermieten ist das "Zeughaus" nicht, gelegentlich werden die Räumlichkeiten "vergeben", wie an den Bockumer Schützenkönig oder für Geburtstage verdienter Förderer.