Ralf Odendahl: Von Weitsprung bis Handball – ein Leben für den Sport
Rolf Odendahl ist seit 78 Jahren Mitglied beim CSV Marathon Krefeld.
Krefeld-Traar. Es ist die Geschichte eines Mannes, für den Sport sein ganzen Leben lang viel mehr war als nur ein Hobby: Rolf Odendahl ist Sportler aus Leidenschaft. "Beim Sport passiert so etwas", sagt der 88-Jährige und blickt dabei auf seine Hände. Mehrere Finger hat er sich im Laufe der Jahre gebrochen. Auch die Nase war schon "durch". Sein sportlicher Ehrgeiz jedoch hat darunter nie gelitten.
1932 trat Odendahl in den Crefelder Sportverein Marathon ein. "Willst du nicht in den CSV kommen, hat Studienrat Girmendonk am Realgymnasium Krefeld, heute Gymnasium Moltkeplatz, zu mir gesagt", erinnert sich Rolf Odendahl. Zuvor hatte der Schüler beim Laufen mit einer Zeit von sieben Sekunden auf 50 Metern auf sich aufmerksam gemacht. Im CSV spielte Odendahl zunächst Fußball, war aber mit den eigenen Leistungen nicht zufrieden und wechselte zum Hockey. Hier schaffte es Odendahl in die Stadtjugendauswahl und in die erste Mannschaft des CSV.
Doch sein Herz gehörte der Leichtathletik. Mehrmals wurde Rolf Odendahl Kreismeister über 100 Meter, im Weitsprung und im Dreisprung. Besonders im Dreisprung zeigte sich sein sportliches Talent. "Ich bin auf Anhieb 13 Meter gesprungen", erinnert sich Odendahl. Bei den deutschen Jugendmeisterschaften 1940 in Breslau sprang er 13,58 Meter und landete auf Platz sechs. Mit der 10x200-Meter Staffel (Gebietsauswahl Düsseldorf) lief Odendahl auf den zweiten Rang.
Für seinen Platz unter den zehn besten deutschen Dreispringern erhielt er die DLV-Bestennadel. Aus dieser Zeit stammt auch noch einen andere Marke: 11,2 Sekunden brauchte Rolf Odendahl für die 100 Meter. "Mit 18 Jahren war ich vielleicht der schnellste Mann Krefelds, heute bin ich wohl der langsamste", sagt der sympathische 88-jährige, der erst mit über 70 Jahren aufgrund einer Hüft-Operation endgültig mit dem Sport aufhören musste.
In der Zeit des Nationalsozialismus konnte Odendahl mit seinen Vereinskameraden öfter mal dem Dienst in der Hitlerjugend durch die Ausrede "Wir müssen trainieren" entgehen. Für die Teilnahme an Wettkämpfen war aber die Mitgliedschaft in der "HJ" Pflicht. Pflicht war auch der Dienst an der Waffe. 1941 wurde Odendahl Soldat und hatte am 2. Januar 1945 Glück. Aus kurzer Distanz verfehlte ihn ein Schuss um Haaresbreite. "Das war mein zweiter Geburtstag", erklärt Odendahl. Drei Wochen später war eine der letzten sinnlosen deutschen Offensiven ("Ardennen-Offensive") im Zweiten Weltkrieg gescheitert und Rolf Odendahl kam ein Jahr als Kriegsgefangener in die USA.
In Texas, Virginia, Kentucky und New York war er sportlich aktiv, spielte in den Lagermannschaften Fußball und Handball. Auch nach der Rückkehr nach Deutschland blieb der CSV die Heimat von Rolf Odendahl. Er lief Straßenstaffeln und spielte in der ersten und zweiten Mannschaft Feldhandball - 38 Jahre lang. Odendahl war mit 50 Jahren zeitweise der älteste aktive Handballer am Niederrhein.
Mit dem aufkommenden Hallenhandball konnte er sich aber nicht anfreunden. "In der Halle kam ich nicht so gut zurecht, da braucht man mehr Technik." Trotzdem wurde er mit der Altherrenmannschaft des CSV noch mehrmals Kreismeister und erhielt die Verdienstnadel des Handballkreises Niederrhein.
Eine neue Herausforderung fand Odendahl 1977, als er bei der Gründungsversammlung dem Tennisclub Traar beitrat und als Mannschaftskapitän der Herren 55 bis zum Aufstieg in die Verbandsliga spielte. "Die Rückhand kann ich nicht", erklärt Odendahl. Deshalb spielte er meist die Doppel. Heute ist er Ehrenmitglied des Vereins und verbringt gerne Zeit auf dem schmucken Gelände am Liesentorweg, auch um bei der Organisation der Clubmeisterschaften zu helfen.
Seinem CSV ist Rolf Odendahl natürlich weiterhin treu geblieben, seit 78 Jahren. Und das dienstälteste Mitglied hat seine Sportbegeisterung nicht nur an seine Söhne Ralph und Axel weitergegeben, sondern auch an die Enkelkinder. Sein Enkelin Hannah (4) ist in der Kinderturngruppe des CSV aktiv.