TV Traar: Als ein Wagon die Umkleidekabine war

Der TV Traar feiert sein 100-jähriges Bestehen. Früher war der Verein eine Handball-Hochburg, heute steht der Breitensport im Mittelpunkt.

Krefeld-Traar. Auf dem Tisch liegen Fotos, Schwarz-Weiß und fast schon historisch zu nennen. Turnmannschaften sind auf einigen zu sehen. "Landesliga 1952" steht unter einem anderen Bild, das adrette junge Herren in Trikots zeigt - das Feldhandball-Team des TV Traar. "Weißt du noch damals?", "Kennst du den noch?" Renate Lücker, mittlerweile Beisitzerin im Verein, und der Ehrenvorsitzende Hanns Int-Veen sind in ihrem Element. Zum 100-jährigen Bestehen des Vereins, das am kommenden Samstag groß gefeiert wird (siehe Kasten) haben die beiden den Blick ins Archiv gewagt.

"Wir suchen Bilder, die wir zu unserem Fest vergrößert in der Sporthalle aufhängen", sagt Lücker. Die Festschrift ist natürlich schon längst fertig. "Die haben wir selbst hier in Traar verteilt", so die Beisitzerin, die seit 1965 Mitglied im Verein ist. Eine lange Zeit, die Int-Veen aber locker toppen kann: Seit 1937 ist er dabei. "Die Zeit verrinnt", sagt der 83-Jährige und schmunzelt.

Dass der TV Traar etwa einmal eine Theatergruppe hatte, wissen heute nur noch die wenigsten. "Das war nach dem krieg. Die Leute waren einfach heiß darauf, irgendwas zu machen", sagt Int-Veen. Aktiv war er unter anderem als Turner und als Handballer. "Da war immer viel los", erinnert sich Int-Veen.

Traar war eine Handball-Hochburg. Auf dem Feld spielten die Krefelder in den 50er-Jahren in der zweithöchsten Liga. "Ein umgebauter Eisenbahnwagon auf dem Egelsberg war unsere Umkleidekabine", sagt Int-Veen. Auch bei Schnee wurde draußen gespielt. "Den Dreck haben wir uns dann mit eiskaltem Wasser abgewaschen." Als der Sport Jahre später in die Halle zog, knüpfte der TV Traar an alte Erfolge an. In der Hochzeit Mitte der 80er-Jahre kämpfte Traar in der Oberliga um Punkte.

Doch das Interesse schwand im Laufe der Zeit, auch weil die Halle am Buscher Holzweg eigentlich nicht handballtauglich war, die "Heimspiele" in anderen Krefelder Sportstätten stattfinden mussten. "Außerdem wollten und konnten wir Spieler nicht bezahlen", erklärt der ehemalige Handballer und jetzige Geschäftsführer des TV Traar, Matthias Forstreuter. 2006 endete die Handball-Ära in Traar. Forstreuter ist dem Sport allerdings treu geblieben - als Schiedsrichter.

Heute sieht sich der Klub vor allem als Breitensportverein, auch wenn etwa die Tischtennis-Spieler am Ligabetrieb teilnehmen. "Das Gesellige ist uns wichtig, der Spaß an der Bewegung. Der Leistungssport steht nicht so sehr im Vordergrund", sagt Renate Lücker.

Pünktlich zum Jubiläum kommt auch Bewegung in die Sanierung des Umkleide- und Sanitärtraktes der Sporthalle am Buscher Holzweg. Im November soll mit dem Abriss des alten Gebäudes begonnen werden. Einziger Wermutstropfen: Für diese Zeit müssen die Sportler zunächst in andere Hallen ausweichen.