Wilhelmshofallee: „Villencharakter wird zerstört“
An der Kaiserstraße soll ein Mehrfamilienhaus gebaut werden. Die Anlieger wollen das verhindern, notfalls vor Gericht ziehen.
Krefeld. Es gehört zweifelsfrei zu Krefelds schönsten Wohngebieten: Das Viertel rund um die Wilhelmshofallee im Stadtteil Bockum. Dort reiht sich eine mondäne Villa mit herrschaftlichem Anwesen an die nächste.
Doch die Anwohner des Viertels fürchten jetzt das Ende dieser Idylle. Der Grund: An der Kaiserstraße 244 soll ein 40 Meter langes und zehn Meter hohes Mehrfamilienhaus mit 16 Eigentumswohnungen gebaut werden. Der Stadtrat will in den nächsten Wochen darüber entscheiden, ob der existierende Bebauungsplan geändert wird.
Für die Bewohner des Viertels ist das ein Alptraum. „Der gesamte Villencharakter wird dadurch zerstört“, sagt Gert Hübner, der mit seiner Frau direkt nebenan wohnt und als Sprecher für die alteingesessenen Anwohner fungiert. „Viele von uns haben in den vergangenen Jahren hohen Aufwand betrieben und auch sehr viel Geld in die Häuser gesteckt. Dieser Neubau würde davon sehr viel zunichte machen“, sagt Hübner.
Auch Nachbar Stefan te Neues ist verärgert über die mögliche Verwandlung des Viertels. „Man kauft sich ja mit dem Haus auch das Umfeld, den Garten und die Lebensqualität“, sagt te Neues. Die Art und Weise wie das Projekt vorangetrieben wird, sei äußerst unbefriedigend. „Es sieht so aus, dass die Dinge hinter unserem Rücken entschieden werden. Aber wir als Anwohner müssen doch auch gefragt werden“, sagt er.
Von der Krefelder Politik fühlen sich die Menschen über den Tisch gezogen. Gert Hübner fasst die Mehrheitsmeinung folgendermaßen zusammen. „Der Bebauungsplan gilt seit Jahrzehnten. Wie die Krefelder Politiker das in Gutsherrenart einfach wegwischen und die Interessen eines Investors vertreten, fragen wir uns nun: Welche Rechte haben wir eigentlich noch?“
Da Hübner und viele Anwohner eine gütliche Einigung im Dialog mit der Politik und der Stadt nicht mehr für möglich halten, haben sie ihre Rechtsanwälte eingeschaltet und behalten sich rechtliche Schritte vor. „Darin sehen wir leider die einzige Möglichkeit, diesen geplanten Klotz noch zu verhindern. Wir haben auch noch einiges im Köcher, das wir aber noch nicht abschießen“, sagt Hübner.
Aus der Politik kommen Beschwichtigungen in Richtung der Anwohner. Der planungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Stadtrat, Jürgen Wettingfeld, teilt der WZ schriftlich mit: „Die CDU-Fraktion spricht sich dafür aus, dass das besondere Flair in diesem Wohnbereich, geprägt durch viel Grün und hochwertige Architektur, erhalten bleibt. Neue Vorhaben müssen diesen Zielsetzungen entsprechen.“ In der Bezirksvertretung Krefeld-Ost könnten sich die Bürger an der Diskussion beteiligen.
Bei der SPD-Fraktion spricht man sich etwas deutlicher für das Bauprojekt aus. „Wir begleiten das Bauvorhaben positiv, da die Verwaltung nach einer Prüfung keine große Veränderung im Stadtbild sieht“, sagt Planungssprecher Jürgen Hengst. Zwar könne er die Argumente der Anwohner der Kaiserstraße nachvollziehen, doch habe auch der Architekt bereits auf die Kritik mit Veränderungen reagiert.