Sterben ist ein Teil des Lebens
Krefeld. Im Sterben muss niemand allein sein. Die haupt- und ehrenamtlichen Betreuer der Hospiz-Stiftung Krefeld haben es sich zur Herzensaufgabe gemacht, ihre Gäste — wie sie die Schwerstkranken schlicht nennen — in den letzten Tagen und Stunden ihres Lebens zu begleiten.
Im Hospiz an der Jägerstraße oder in deren Zuhause. „Wir möchten Menschen in der Zeit des Sterbens so begleiten, dass sie auch ihre letzten Lebenstage als lebenswert empfinden und sich geborgen fühlen“, sagt Britta Riedel. Sie koordiniert als Teamleiterin die hospizliche Betreuung.
Im nächsten Jahr feiert das Hospiz am Blumenplatz sein zehnjähriges Bestehen. Das erste stationäre Hospiz in Deutschland wurde 1986 in Aachen gegründet. Dennoch hat sich das Angebot der Sterbe- und Trauerbegleitung immer noch nicht bei allen rum gesprochen. „Oftmals werden wir erst sehr spät hinzugerufen“, erzählt Britta Riedel. Teils aus Unwissenheit, dass es eine Sterbebegleitung in dieser Form gibt, teils aus Angst vor dem bevorstehenden unausweichlichen Lebensende. „Dabei beraten und unterstützen wir Angehörige in ihrer Not ebenso wie den Schwerstkranken, sagen ihnen, wie sie miteinander über das Unausweichliche sprechen können und helfen — ganz gleich, welcher Religion, Nationalität, Weltanschauung oder der finanziellen Situation“, sagt Hospiz-Leiterin Barbara Schwarz.
Neben den hauptamtlichen Kräften im Hospiz wie examinierten Krankenschwestern, der Pflegedienstleitung, Hauswirtschafterin und Seelsorger arbeiten 56 Ehrenamtliche in unterschiedlichen Funktionen in der Betreuung. Auch sechs Männer sind darunter. Das Alter der Ehrenamtler reicht von Ende 30 bis 80 Jahre. 38 von ihnen übernehmen die Begleitung Sterbender. Die anderen arbeiten nach dem Prinzip der „Grünen Damen“. Jeden Tag von 9 bis 17 Uhr gehen sie im Hospiz von Zimmer zu Zimmer und fragen, ob jemand Unterhaltung wünscht.
Dörte Haase ist berufstätig und hat dennoch im letzten Jahr mit dem Ausbildungskurs zur ehrenamtlichen hospizlichen Betreuung begonnen. Der 48-Jährigen gefällt die flexible Zeitgestaltung bei diesem Ehrenamt. „Schließlich ist es ja auch schön, wenn abends noch jemand Zeit hat, den Gästen zuzuhören“, sagt sie. Britta Riedel nickt. Vor allem am Abend oder in der Nacht, wenn die Betriebsamkeit des Tages der Ruhe weicht, ist mancher Gast froh über etwas Unterhaltung.
Elke Kaiser weiß das aus eigener Erfahrung. Zunächst arbeitete die 60-Jährige neun Jahre lang im Kuratorium der Hospiz-Stiftung mit. Mit Beginn der Rente begann sie ohne zu Zögern mit der Ausbildung zur Betreuerin: „Ich wollte mit Menschen arbeiten.“ Das war vor zwei Jahren. Seither übernimmt sie die Einzelbegleitung Sterbenskranker — stationär und ambulant.
Ein- bis zweimal die Woche verbringt sie ihre Zeit mit dem jeweiligen Menschen, hört zu, hilft auf Wunsch, sich mit der Krankheit und dem Schmerz, mit Gefühlen wie Ohnmacht, Bitterkeit und Angst vor dem eigenen Ende auseinanderzusetzen — oder spielt auch zur Aufmunterung und Abwechslung stundenlang Gesellschaftsspiele mit ihm.
Die 60-Jährige hat für sich das richtige Maß für dieses Ehrenamt gefunden: „Die Emotionen nicht zu nah an sich heranzulassen und doch Herzblut für die Aufgabe mitzubringen.“ Bisher brauchte sie nach einem Todesfall noch keine längere Pause. Nach wenigen Wochen übernimmt sie bereits die nächste Betreuung. „Durch die Sterbebegleitung bin ich zufriedener mit meinem eigenen Leben geworden — und dankbarer.“