Krefelder Zoo Ein Geschenk für die Schimpansen

1,9 Millionen Euro von den Zoofreunden und der Dr. Harald-Hack-Stiftung ermöglichen den Bau einer neuen Außenanlage. Bis zu Eröffnung sollen die noch fehlenden 600 000 Euro gesammelt werden.

Das 1975 eröffnete und europaweit beachtete Affentropenhaus soll ein Außengehege für die Schimpansen bekommen.

Foto: Lothar Strücken

Westafrikanische Schimpansen sind in freier Wildbahn inzwischen stark gefährdet, wie auch fünf weitere Arten von Menschenaffen. Gab es vor mehr als 100 Jahren noch über eine Million Tiere, ist allein die Zahl dieser Schimpansenunterart bis zum Jahr 2009 auf 20 000 Stück zurückgegangen. Neuere Zahlen liegen nicht vor. „Seit der Eröffnung des europaweit beachteten Affentropenhauses 1975 ist die Haltung der drei Menschenaffenarten, Westlicher Flachland-Gorilla, westafrikanischer Schimpanse und Borneo Orang Utan, ein Schwerpunkt des Krefelder Zoos“, sagt Zoodirektor Dr. Wolfgang Dreßen. Die neuen Richtlinien des Säugetiergutachtens erfordern den Bau von Außenanlagen für Menschenaffen. Daher ist dies neben dem Ausbau der Afrika-Savanne ein Schwerpunkt im Zoo-Entwicklungsplan 2020. Mit Hilfe einer privaten Spende in Höhe von 1,2 Millionen Euro und Unterstützung der Zoofreunde kann bis 2021 der „Schimpansen-Wald, der zweite Teil des Menschenaffen-Parks, gebaut werden.

Freianlagen bieten viele Reize und abwechslungsreiche Umwelt

Die Tinte unter der Zuwendungsvereinbarung mit der Dr. Harald-Hack-Stiftung ist noch nicht ganz trocken, als Dreßen und Berlemann am Dienstag vor die Presse treten. „Das ist ein Weihnachtsgeschenk für die Schimpansen“, jubelt Biologin Cornelia Bernhardt, die für die Menschenaffen im Zoo zuständig ist. „Naturnah gestaltete Außenanlagen sind heutzutage ein Muss, um den intellektuellen Fähigkeiten und den komplexen sozialen Geschehnissen von Menschenaffen gerecht zu werden. Freianlagen bieten eine abwechslungsreiche Umwelt und vielfältig natürliche Reize.“ Nach dem Gorilla-Garten im Jahr 2012, den der 18-jährige Silberrücken Kidogo mit seiner Familie bewohnt, kann somit jetzt die zweite Außenanlage entstehen, die dritte für die Orang-Utans ist in Planung. „Das Geld dafür haben wir aber noch nicht“, sagt Dreßen.

Besucherplattform kostet 238 000 Millionen Euro

Um die begrenzte Fläche für den Schimpansen-Wald nutzen zu können, müssen die angrenzenden Gehege der Rosa Pelikane und Riesenkängerus auf dem Zoogelände verlegt werden. „Die Zebras haben wir zwischenzeitlich schon in einen anderen Zoo ausquartiert. Sie kommen zurück, sobald wir ein neues Haus für sie haben“, sagt Dreßen. Die Außenanlage für die Schimpansen wird 2,57 Millionen Euro kosten und ist nach dem Bau der Futtermeisterei das zweitgrößte Bauprojekt der Zoo Krefeld gGmbH. Die Summe setzt sich zusammen aus den Kosten für die Außenanlage in Höhe von 2,336 Millionen und einer Beobachtungsplattform für Besucher in Höhe von 238 000 Euro. Zusätzlich zu der privaten Spende der Stiftung haben die Zoofreunde bereits 700 000 Euro für den „Schimpansen-Wald“ beigesteuert. „In der vergangenen Woche hat der Aufsichtsrat deshalb dem Bauprojekt zugestimmt“, sagt Dreßen. Er und Berlemann sind zuversichtlich, auch noch die fehlenden restlichen 600 000 Euro durch vielfältige Spendenkampagnen in den kommenden Jahren zusammenzubekommen.

Welche hohe Aufgabe heutzutage den Zoos als Zuchtstätte und Artenschutzerhalt zukommt, erläutern Bernhard und Dreßen im Anschluss an die Vorstellung des neuen Schimpansen-Waldes. Beide machen keinen Hehl daraus, dass sie einer Auswilderung von Zootieren sehr skeptisch gegenüberstehen. Die Tiere im Zoo haben trotz aller Bemühungen andere Lebensumstände als in freier Wildbahn. Hinzu komme, dass der Lebensraum der Tiere in Freiheit immer mehr zerstört wird. „Jüngstes Beispiel ist Sierra Leone, wo durch den aufkommenden Palmöl-Anbau die bestehenden Regenwälder und damit der immer kleiner werdende Lebensraum der Menschenaffen geopfert wird“, sagt Dreßen. Auch nehme die Jagd auf Wildtiere immer mehr zu. „Wir verstehen unsere Tiere deshalb als Werbeträger, um auf ihr Schicksal und Artenschutzprogramme vor Ort zum Erhalt der Tierarten aufmerksam zu machen“, sagt Dreßen.

Dazu arbeitet auch der Krefelder Zoo mit Forschungsprojekten namhafter Universitäten und anderer Zoos zusammen. Erst Anfang des Jahres 2000 hat der Kopenhagener Zoo angefangen, ein Zuchtbuch für Schimpansen aufzubauen und ihre Unterarten zu bestimmen. „Dabei ist es gelungen, das Genom der Schimpansen zu enträtseln“, erzählt Bernhard. Es gebe vier Unterarten, die anhand einer Genprobe inzwischen sogar räumlich bis auf 50 Kilometer ihrem ursprünglichen Lebensraum zuzuordnen sind. Dadurch sei es möglich, genetisch stabile Zoo-Populationen aufzubauen.

Auch die Krefelder Schimpansen-Gruppe ist in den vergangenen zehn Jahren genetisch untersucht worden. „Mittlerweile steht fest, dass alle Krefelder Tiere zu der hochbedrohten Unterart aus Westafrika gehören (Westafrikanischer Schimpanse Pan troglodytes verus, für die ein Europäisches Zuchtprogramm (EEP) eingerichtet worden ist“, erklärt Dreßen. In Absprache mit dem Zuchtprogram wird mit dem Bau des Schimpansen-Waldes eine neue Gruppe aufgebaut, die sich aus den drei Krefelder „Alt“-Tieren sowie zwei neuen Weibchen aus anderen Zoo zusammensetzen wird. Sie werden durch eine erfolgreiche Zucht einen Beitrag zur Erhaltung der Tierart liefern.