Straßenstrich: Polizeichef übt scharfe Kritik an "Scheindebatte" der Politik
Furth wehrt sich gegen Unterstellungen.
Krefeld. Polizeipräsident Rainer Furth hat sich am Dienstag ungewöhnlich scharf gegen Kritik an seiner Stellungnahme zum Straßenstrich an der Neuen Ritterstraße zur Wehr gesetzt. Wie berichtet, hatte die Polizei auf Wunsch der Stadt beurteilt, ob sie eine von der Politik geforderte Ausweitung des Sperrbezirks für sinnvoll hält. „Nur zu dieser Frage habe ich eine polizeifachliche Stellungnahme abgebeben“, betont Furth, der eine Ausdehnung wie berichtet nicht für richtig hält. Die Kritik von Politikern bringt ihn in Rage: „Ich habe mich noch nie so empört wie in diesen Tagen“, sagt der Polizeichef mit Blick auf seine fast sechsjährige Amtszeit.
Er werde es nicht hinnehmen, dass seine Mitarbeiter von der Politik beleidigt würden. Es sei eine Frechheit, wenn ein Vertreter seiner Behörde als Defätist bezeichnet werde. „Um es klar zu sagen: Ich bin gegen Prostitution, ich halte auch das Prostitutionsgesetz für falsch“, betont Furth. Prostitution sei aber nicht illegal, und das müsse er akzeptieren. Die Diskussion um den Straßenstrich hält er für eine Scheindebatte. „Selbstverständlich stehen die Sorgen und Nöte der Bürger für uns im Vordergrund“, so der Polizeipräsident. Seine Behörde habe an der Neuen Ritterstraße aber alles getan, um es Prostituierten und Freiern unbequem zu machen. Die Damen hätten Ausweise, Gewerbeanmeldung und Steuernummer und hielten sich legal auf. „Wir sind nicht die Prügelknaben in dieser Sache“, stellt er klar.
Niemand sehe hingegen, was sich hinter verschlossenen Türen abspiele. 200 bis 400 Prostituierte gebe es Schätzungen zufolge in der Stadt. „Es ist erniedrigend, dass eine Frau fünf Freier bedienen muss, um die Tagesmiete für ihr Zimmer zahlen zu können“, sagt Furth. Hygienische, steuerliche, ausländer- und bauordnungsrechtliche Vorschriften würden so gut wie nie überprüft. Kürzlich habe man ein als „Wohnheim“ klassifiziertes Etablissement an der Mevissenstraße kontrolliert. „Da hatten elf Männer mit drei Frauen ungeschützten Geschlechtsverkehr — so etwas sieht niemand“, sagt Furth.