Vorwürfe Tbc—Fälle: Facharzt kritisiert Helios

Dr. Michael Schroers behauptet weiterhin, dass Patientin zu früh entlassen wurden. Die Klinik bestreitet die Vorwürfe.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Es der erste Tag nach seinem letzten Arbeitstag. Zur Ruhe kommt Dr. Michael Schroers trotzdem noch nicht so schnell. Der Lungenfacharzt, der öffentlich anprangerte, dass es in Krefeld mehr Fälle von Tuberkulose gibt, als von der Stadt angegeben, lässt das Thema auch im Ruhestand nicht richtig los.

„Es ist nicht korrekt, dass ich mich zu dem Thema nicht mehr äußern wollte, mir fehlte lediglich die Zeit“, sagt Schroers und legt nach: „An meiner Aussage, dass aus dem Helios—Klinikum Tbc- Patienten zu früh entlassen worden sind, halte ich definitiv fest.“

Zwischen Oktober und Dezember dieses Jahres behandelte Schroers nach eigenen Angaben mindestens sechs Patienten in Folge von offener Tbc. Davon soll eine Person zumindest eine weitere Kontaktperson nach Ansicht von Schroers mit Tuberkulose infiziert haben. Bei vier Patienten soll es sich um ausländische Mitbürger, nicht aber unbedingt um Flüchtlinge gehandelt haben, so Schroers.

Das wiederum klingt doch anders, als noch zu Beginn des Konflikts, als der Mediziner vor allem die Stadt kritisierte, dass gerade die Zahl an Flüchtlingen, die an Tbc erkrankt sei, höher liege, als von der Stadtverwaltung angegeben.

Schroers scheint es jetzt viel mehr darum zu gehen, die Kriterien des Helios Klinikums zur Entlassung von Tbc-Patienten anzuprangern.

Der Mediziner bemängelt, dass die Klinik Patienten mit offener Tuberkulose entließ, von denen immer noch eine Ansteckungsgefahr ausging. Helios weist die Vorwürfe zurück. „Die Tbc-Patienten werden bei uns entlassen, wenn die stationäre Behandlung nicht mehr erforderlich und eine adäquate ambulante Therapie gewährleistet ist“, erklärt Marina Dorsch, Sprecherin der Helios Klinik Krefeld.

Über die Entlassung aus der stationären Behandlung würden zunächst klinische Kriterien wie Entzündungswerte, Röntgenbilder, Allgemeinzustand des Patienten, Verträglichkeit der Therapie und Gewissheit einer ambulanten Weiterversorgung herangezogen. „Hier gelten die Leitlinien des Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose“, erklärt Dorsch. Im Zeitraum zwischen Oktober und Dezember wurden nach Angaben der Helios-Sprecherin drei Patienten entlassen, die wegen Tuberkulose behandelt worden waren.

Doch genau bei den durch die Ärzte in der Helios Klinik angewandten Kriterien zur Entscheidung über die Entlassung eines Tbc—Patienten hat Mediziner Schroers Zweifel. „Meiner Ansicht nach wurde hier lediglich darauf geschaut, ob die Patienten mikroskopisch negativ sind, nicht aber, ob gleichzeitig die erforderliche Menge an Bakterienkulturen angelegt worden ist, an der man schlussendlich festmacht, ob ein Patient noch ansteckend ist oder nicht.“

Nach Ansicht des Mediziners würde somit noch eine Ansteckungsgefahr von den entlassenen Patienten ausgehen. „Gerade Menschen mit einer schwachen Immunabwehr sind besonders anfällig für Tbc“, spielt Schroers auch auf die von der Stadt genannten Tuberkulose-Fälle von obdachlosen Menschen an.

Helios erklärt dazu allgemein: „Ob ein Patient entlassen werden kann und wie die weitere ambulante Behandlung aussieht, stimmen wir in jedem einzelnen Fall eng mit dem Gesundheitsamt der Stadt Krefeld ab. Genauso entscheidet das Gesundheitsamt über die anschließenden Vorsichts- und Isolierungsmaßnahmen.“