Uerdingens Umgestaltung geht in die heiße Phase

Anwohner bringen in einer zweiten Bürgerwerkstatt Ideen zur Aufwertung des Geschäftszentrums ein. Bund und Land sollen die Maßnahmen zu 80 Prozent fördern.

Foto: Andreas Bischof

Uerdingen. Tourismus, Einzelhandel, Wohnen: Die Rheinstadt hat Potenzial, gewiss. Das Integrative Handlungskonzept soll Uerdingen dabei unterstützen, dieses Potenzial künftig besser zu nutzen. 60 Uerdinger sind am Dienstagabend ins Gymnasium am Stadtpark gekommen, um sich in einer zweiten Bürgerwerkstatt aktiv in die Weiterentwicklung dieses Konzepts für ihren Stadtteil einzubringen. Bereits im März waren viele Ideen gesammelt worden (die WZ berichtete).

In und vor dem Veranstaltungssaal sind die Kernthemen und Zielsetzungen aus der ersten Runde auf Pin-Wänden zusammengefasst. Um diese herum bilden sich immer wieder neue Gruppen aus Teilnehmern, die engagiert mit den Experten der Stadt diskutieren. Die Ideen und Vorschläge werden auf Karten festgehalten. Planungsdezernent Martin Linne erläutert den Fahrplan der Stadtverwaltung. Demnach soll das entstehende Handlungskonzept schon Ende November im Stadtrat abgesegnet und zu Beginn des kommenden Jahres offengelegt werden (die WZ berichtete). Dazwischen wird die Bezirksregierung in Düsseldorf informiert und der Antrag auf Fördermittel gestellt. Kein Pappenstiel, denn Bund und Land beteiligen sich mit 80 Prozent an den Kosten. Die will Linne nicht nennen, weil er es für den falschen Ansatz hält. „Zuerst erstellen wir aus den Anregungen ein Konglomerat von Projekten, dann prüfen wir, was sinnvoll ist, bevor wir schrittweise an die Umsetzung gehen. Dafür sind sechs bis acht Jahre vorgesehen.“ In der Krefelder Innenstadt sei — wenn auch in größerem Maßstab — Ähnliches geschehen, habe aber wegen der Haushaltssperre länger gedauert.

Carsten Schäfer vom von der Stadt beauftragten Dortmunder Planungsbüro der definiert die Haupthandlungsfelder und die Ziele. Und er nennt Gründe, weshalb Uerdingens Ortskern dringend einer Aufwertung bedarf: Der altersbedingte Einwohnerrückgang von sieben Prozent in den letzten Jahren sei eklatant. Man müsse den Zuzug fördern. Der Leerstand der Geschäfte sei frappierend und nehme eher noch zu.

Kein Thema ist stärker umstritten als der Historische Marktplatz. Die einen wollen die dortigen Parkplätze erhalten, damit Einzelhandel und Ärzte gut erreichbar bleiben, andere wollen den Platz verkehrsfrei und schöner machen und Außengastronomie vorsehen. Eine Mehrheit spricht sich dafür aus, den Wochenmarkt Am Röttgen beizubehalten.

Unbefriedigend bleibt für viele die Parksituation rund um den Ortskern. An Wochenmarkttagen entfällt der dortige Parkraum bei chaotischen Verhältnissen. Neue Stellflächen sollen unter anderem am Bahnhof ausgewiesen werden — auch für Zweiräder. Die Einkaufsstraße soll weitgehend verkehrsfrei bleiben und der Einzelhandel durch Fachgeschäfte mit Alleinstellung in der Region belebt werden.

Hand in Hand damit geht das Konzept für Städtebau und Wohnen. Ein Stadtteilmanager soll — ähnlich dem Quartiersbüro in der Innenstadt — Hauseigentümer bei der Sanierung beraten, unterstützt durch ein Förderprogramm. Hilfreich sei es, das Erscheinungsbild durch mehr Straßenpflege zu verbessern, meinen die Bürger. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft soll günstigen Wohnraum schaffen. Von neuen gemeinschaftlichen Wohnformen verspricht man sich mehr Attraktivität.

Ein Bürgerzentrum als Treffpunkt für Jung und Alt könnte zum Kultur- und Tourismuszentrum werden und eine Multifunktionshalle für 300 Personen für Veranstaltungen aller Art dienen. Jugendliche wünschen sich mehr Angebote wie die Skateranlage, die derzeit saniert wird. Die Infrastruktur soll auch für den lokalen Tourismus verbessert werden — angefangen bei den Radwegen mit Anschluss an den Ruhrschnellweg über die Zuwege zum Rhein und die Einbindung der Promenade.