Polizeiarbeit Vorsicht, das sind die Tricks der Taschendiebe
Krefeld · Die Polizei Krefeld nimmt an einer landesweiten Aktion gegen Langfinger teil. Für Bürger gab es am Freitag praktische Tipps.
Freitagvormittag, die Haltestelle Rheinstraße ist rappelvoll. Menschen hetzen über die Straße, um die Bahn noch zu bekommen. Schon bevor sie einfährt, ist das Gedränge groß. Als sich die Tür öffnet und die Menschen aussteigen, geht das Gerempel los. Plötzlich wird eine zierliche Frau von hinten gegen einen Mann geschubst, ein Zusammenstoß lässt sich nicht vermeiden. Ein Stau entsteht. Sie entschuldigt sich, der Mann wehrt ab, lächelt, hilft ihr in die Straßenbahn. Währenddessen greift der Schubser ihr von hinten unbemerkt in die Tasche und zieht ihr das Portemonnaie raus. Unauffällig gibt er es an einen Dritten weiter. Dieser verschwindet in der Menschenmenge.
Zugegeben: Dieses Szenario ist gestellt, Diebe und Opfer sind von der Polizei Krefeld. Was allerdings nicht gestellt ist, ist die Aktion, die im Anschluss innerhalb der Straßenbahn folgt. Kommissarin Claudia Borgsmüller erklärt, um was es geht: „Im Rahmen der landesweiten Aktionswoche ‚Augen auf und Tasche zu’ wollen wir, die Polizei Krefeld in Zusammenarbeit mit dem Kommunalen Ordnungsdienst, aktiv auf die Bürger zugehen, um sie über die Tricks der Diebe aufzuklären. Denn leider kann man sich nicht zu 100 Prozent vor ihnen schützen.“ Deshalb mahnen Borgsmüller und ihr Team in der Bahn die Fahrgäste zur Vorsicht. „Seien sie wachsam. Diebstahl kann jeden treffen. Haben Sie daher ihre Tasche stets im Blick. Am besten tragen Sie sie vor sich“, raten sie.
Viele Opfer merken erst spät, dass sie bestohlen wurden
Eine andere Möglichkeit sei die Tasche mit der Verschlussseite zum Körper zu tragen, fügen sie hinzu. So gelangten Langfinger nur schwerlich an den Inhalt. Viele Fahrgäste hören interessiert zu, vor allem als Borgsmüller die Kosten aufzählt, die ein gestohlener Personalausweis oder Führerschein nach sich ziehen. „Viele denken, dass ihnen so etwas nicht passieren kann. Dabei geht alles blitzschnell, die Geschädigten bemerken erst später, dass sie bestohlen wurden“, weiß Kriminalhauptkommissar Robert Lax.
Das kann Simone Polak nur bestätigen. „Mir ist mein Handy aus der Jackentasche gestohlen worden“, erzählt sie. Erst viele Stunden später, als ihr auffiel, dass ihr Handy gar nicht bimmelte, merkte sie, dass es weg war. Eine ärgerliche Sache. Denn neben persönlichen Erinnerungen wie Fotos oder privaten Nachrichten, kam noch eine Unsumme an Wiederbeschaffungskosten auf sie zu. Auch ihre Sitznachbarin Sigrid Schroeder wurde vor einigen Jahren bestohlen. Aus ihrer Sporttasche wurden ihre Schlüssel geklaut. „Gott sei dank war es kein Portemonnaie“, sagt sie und erinnert sich daran, dass ihr „der Typ ziemlich auf die Pelle gerückt“ ist.
Diese Vorgehensweise kennt Lax nur zu gut: „Die Diebe spähen ihre Opfer aus, verfolgen sie und lenken sie dann ab.“ Als Beispiel nennt er den Flecken- oder Rempeltrick, bei denen die Diebe ganz nah an ihr Opfer müssten. Was das Alter der Opfer angeht, so erklärt Lax, sei dieses vollkommen unerheblich. Allerdings räumt er ein, dass ältere Menschen und Mütter mit Kinderwagen für Diebe leichte Beute seien.
„Mit einfachen Tipps kann man sich gegen die Tricks der Diebe schützen. Deswegen gehen wir aktiv auf die Menschen zu“, betont Borgsmüller nochmal und versucht eine ältere Dame anzusprechen, die allerdings nichts kaufen möchte. Als die Kommissarin klarstellt, dass sie ihr Tipps gegen Taschendiebe geben möchte, ist die Frau plötzlich ganz Ohr und voll des Lobes für die Arbeit der Polizistin.
Überhaupt scheint die Aktion in der Bahn gut anzukommen. Das Infomaterial, das die Beamten dabei haben, geht weg wie warme Semmeln. „In Krefeld ist die Zahl der Taschendiebstähle leicht zurückgegangen“, sagt Borgsmüller stolz. Ihr Kollege Lax ergänzt: „Wir haben hier kein allzu großes Problem, wie es in anderen Großstädten der Fall ist.“ Das liege unter anderem an der Präventionsarbeit der Polizei. „Die Schwerpunkte sind vor einigen Jahren auf Taschendiebstähle und Einbrüche gelegt worden, seitdem ist viel passiert“, sagt Lax. Aber auch das Verhalten der Bürger hätte sich geändert, „viele seien aufmerksamer“.
Claudia Borgsmüller flitzt unterdessen zum nächsten Gast herüber und erklärt, was die Menschen in den gelben Westen versuchen wollen zu vermitteln. Als ein „super“ fällt, strahlt sie über beide Ohren. Die Aktion läuft und findet Anklang. Besser kann’s nicht laufen.