Unfall-Statistik: Senioren als Sorgenkinder

Die Zahl der Unfälle ist 2012 erneut gestiegen. Es verunglückten aber weniger Kinder.

Krefeld. Wer älter als 65 und mit dem Fahrrad in der Stadt unterwegs ist, der schwebt in besonderer Gefahr, Opfer eines Unfalls zu werden. Das geht aus der Bilanz 2012 der Polizei. In vielen Bereichen haben die Zahlen Dimensionen erreicht, die man seit Jahren nicht mehr kannte.

So stieg die Gesamtunfallzahl um knapp zwei Prozent auf 8047 (2011: 7891). Die Zahl der Unfälle, bei denen Menschen zu Schaden kamen, kletterte auf 808 (786), die der Verletzten von 931 auf 954. Fünf Tote waren zu beklagen — einer mehr als in 2011.

In den Unfallzahlen stecken viele Bagatellschäden. „Da ist jede Schramme und jeder Parkrempler dabei“, sagt der Leiter der Direktion Verkehr bei der Krefelder Polizei, Karl-Josef Klauer. Als bedeutende Kennzahl sieht er die Zahl der Schwerverletzten, die leicht um sechs Personen auf 134 gesunken sei. „Das sind die Unfälle, um die wir uns ganz besonders kümmern müssen“, so Klauer.

Deshalb schaue man gerade bei diesen auf die Hauptunfallursachen, bei denen Abbiegen/Wenden und Vorfahrt/Vorrang an erster Stelle stehen. „Die meisten dieser Unfälle passieren an Kreuzungen“, sagt der Polizeidirektor.

Auch die Zahl der Unfälle, die auf Alkoholisierung oder Drogenkonsum zurückzuführen sind, sei „bemerkenswert hoch“, sagt Klauer. Bei Verkehrskontrollen erwische man mittlerweile mehr Autofahrer im Drogenrausch als Betrunkene (277 zu 203 im vergangenen Jahr). Das liege an besseren Nachweismöglichkeiten und der Schulung der Mitarbeiter.

Erneut deutlich angestiegen ist die Zahl der verunglückten Senioren — ein Bereich, der sich angesichts des demografischen Wandels noch weiter verschlechtern könnte, wie Klauer sagt. 152 verletzten sich (121 waren es in 2011), 65 (61) von ihnen als Radfahrer.

Mit einem „bunten Strauß“ an Aktionen und Informationsveranstaltungen gehe man mittlerweile auf die „Generation 65 plus“ zu, sagt Klauer. Auch wenn sie wesentlich fitter sei als früher, könne sie die vielfältigen Anforderungen im Straßenverkehr oft nicht mehr gleichzeitig bewältigen.

Dass die Zahl der verunglückten Radfahrer insgesamt wieder um 13 auf 342 kletterte, liegt nach Angaben Klauers an den vermehrten Alleinunfällen der Zweiradfahrer.

Bei all den schlechten Zahlen gibt es aber auch einen Lichtblick: Die Zahl der Unfälle mit Kindern ist mit 87 erneut auf den historischen Tiefstand von 2010 gesunken. 69 Mädchen und Jungen verunglückten dabei als aktive Verkehrsteilnehmer, 18 als Mitfahrer. Details wird die Initiative Fairkehr am Dienstag der Öffentlichkeit präsentieren.

Zufrieden zeigt sich die Polizei damit, dass die Geschwindigkeit in Krefeld immer weniger eine Ursache für Unfälle ist. Es werde nicht mehr so viel gerast, sagt Klauer. Für Polizeipräsident Rainer Furth ist das von besonderer Bedeutung. So wie man im Bereich der Kriminalität den Wohnungseinbrechern den Kampf angesagt habe, sei es im Verkehrsbereich das Ziel seiner Behörde, die Zahl der Toten und Verletzten zu senken.

Die Unfallfolgen seien insbesondere dann geringer, wenn langsamer gefahren werde. Und dabei hat Furth ein ausdrückliches Lob für die Bürger parat: „Unter denen, die wir ’rauswinken, sind die Krefelder unterrepräsentiert.“