Abschiebe-Drama Vater droht Kinder vom Balkon zu werfen
Krefeld · Eine albanische Familie soll das Land verlassen, da verliert der Vater die Nerven. Das SEK rückt an.
Als die Polizei gegen 11 Uhr die Sperrungen aufhebt, herrscht wieder Alltag an der Philadelphiastraße. Anwohner kehren in ihre Wohnungen zurück, Angestellte können zur Arbeit gehen. Lediglich ein zusammengefaltetes Sprungtuch und vereinzelte Einsatzkräfte erinnern vor Ort noch an die dramatischen Momente, die sich in den vergangenen fünf Stunden in der obersten Wohnung eines Mehrfamilienhauses auf dem Teilstück zwischen Neue Linner Straße und Uerdinger Straße abgespielt haben müssen.
Um 5.45 Uhr dringt die Polizei gewaltsam in die Wohnung ein
Eine fünfköpfige Familie aus Albanien soll abgeschoben werden. Nachdem die Eheleute zweimal einer schriftlichen Ausreiseaufforderung nicht nachgekommen sein sollen, stehen am Mittwochmorgen um 5.45 Uhr Polizei, Ordnungsamt und Mitarbeiter des Fachbereichs Migration und Integration vor der Türe. Als keiner aufmacht, dringen die Beamten gewaltsam in die Wohnung ein. Die Situation eskaliert, als die Familie ihre persönlichen Sachen einpacken soll. Der Vater rennt nach Angaben der Polizei in die Küche, holt ein Messer, bedroht die Polizisten und droht auch, eines seiner Kinder (2/3/5) vom Balkon des zweigeschossigen Hauses zu werfen. Ein Spezialeinsatzkommando wird angefordert und kann die Situation gegen 10.30 Uhr glücklicherweise ohne Verletzte lösen.
„Durch den mehrfachen Kontakt mit der Ausländerbehörde war die Familie der Stadt bekannt. Mit einer Eskalation im Rahmen der Abschiebung war nach diesen Erfahrungen nicht zu rechnen“, teilt die Verwaltung mit. Insgesamt 66 Abschiebungen hätte es in diesem Jahr in Krefeld bereits gegeben, 31 davon nach Albanien. „Die Kollegen sind extra für diese Fälle geschult, trotzdem gleicht kein Vorgang dem anderen“, sagt Andreas Pamp, Leiter des Fachbereichs Migration und Integration. Generell dürfte die Stadt aber die Abschiebetermine im Vorfeld nicht mehr an die Betroffenen bekannt geben. Auf der Seite der Bundesregierung heißt es dazu: „Dieser Termin wird den Betroffenen nicht mehr mitgeteilt, damit sie nicht untertauchen können.“ Auch in Krefeld gab es deshalb früher regelmäßig Fälle, in denen sich Personen der Abschiebung deshalb entziehen konnten.
Die Familie aus Albanien wird nach dem Vorfall getrennt. Der 30-jährige Vater wird in Polizeigewahrsam genommen. Ihm wird Bedrohung vorgeworfen. Um die beiden älteren Kinder kümmern sich Mitarbeiter des Jugendamtes. Die vollkommen aufgelöste Frau (27) darf nur ihr jüngstes Kind mitnehmen. Sie muss als Zeugin mit aufs Polizeirevier.
Dem 30-Jährigen droht eine Abschiebehaft
Am späten Nachmittag teilt die Ausländerbehörde mit, gegen den 30-jährigen Albaner voraussichtlich Abschiebehaft zu beantragen. Wie hinsichtlich der Mutter und der gemeinsamen Kinder aus ausländerrechtlicher Sicht weiter vorzugehen sei, werde derzeit zwischen den zuständigen Fachbereichen abgestimmt, heißt es. Die Kinder sind derzeit in einer Einrichtung der Stadt untergebracht und werden dort während der Trennung von den Eltern versorgt und betreut.