Villa Merländer: Zankapfel NS-Forschung
Die CDU will neue Ausrichtung für die Dokumentationsstelle in der Villa Merländer. Das stößt auf Unverständnis.
Krefeld. Ein Vorschlag der CDU-Ratsfraktion zur Neuausrichtung der NS-Dokumentationsstelle in der Villa Merländer trifft auf viel Unverständnis beim Förderverein sowie bei der SPD-Fraktion und dem DGB.
In einem Antrag für den Kulturausschuss am nächsten Donnerstag fordert die CDU, künftig stärker Themenbereiche zu erarbeiten, aus denen die Struktur des nationalsozialistischen Regimes ersichtlich wird.
Zudem soll ein neues didaktisches Konzept erarbeitet werden, um Schüler und Bürger mit kommentierten Arbeitsmappen zu informieren. Die Vorschläge hatte CDU-Ratsherr Hans-Peter Kreuzberg vorgestellt, der auch Vorsitzender des Kulturauschusses ist.
SPD-Ratsfrau Gerda Schnell sieht darin einen indirekten Angriff auf Ingrid Schupetta, die seit der Gründung vor 20 Jahren die NS-Dokumentationsstelle leitet: „Dieser Brief ist unglaublich, weil nicht honoriert wird, was bislang geleistet wurde.“ Grundsätzlich sei gegen die Vorschläge nichts einzuwenden, jedoch benötige man für die geforderte Mehrarbeit zusätzliches Geld und einen weiteren wissenschaftlichen Mitarbeiter.
Bislang steht Schupetta lediglich eine Arbeitskraft mit halber Stelle zur Seite. Unter diesen Umständen müsse besonders gewürdigt werden, dass die Leiterin regelmäßig Ausstellungen und Veranstaltungen organisiert und dennoch zusätzlich intensiv forscht. Alleine ihre Publikationsliste umfasse drei Din-A4-Seiten.
Auch der DGB-Kreisvorsitzende Ralf Köpke zeigt sich irritiert über den Vorstoß: „Die seitens der CDU geäußerte Kritik an der Arbeit ist für mich nicht nachvollziehbar.“ Die Arbeit der Villa Merländer sei „hervorragend und inhaltlich breit gefächert“.
„Man hätte auf jeden Fall sagen müssen, dass das Zentrum eine gute Reputation hat, das ist eine Frage des Stils“, bedauert Mechthild Staudenmaier, Vorsitzende des Fördervereins, die Kontroverse. „Bei solch einem Thema erwarte ich mehr Sensibilität.“ Grundsätzlich könne man natürlich den Blickwinkel der NS-Dokumentationsstelle verändern, aber man müsse auch die entsprechenden finanziellen Mittel dafür zur Verfügung stellen.
CDU-Ratsherr Hans-Peter Kreuzberg weist die Kritik unterdessen zurück und betont, dass es sich keineswegs um eine Generalabrechnung handele. „Das soll ein Anstoß zur Akzent-Verschiebung sein“, erklärt er. Die gute Arbeit, die bislang geleistet wurde, möchte er nicht in Abrede stellen. „Es wäre sicher besser gewesen, in einleitenden Sätzen die Leistung lobend zu erwähnen“, räumt er ein.
Die bisherige Forschung habe jedoch einen Flickenteppich hinterlassen und es sei notwendig, sie zu systematisieren. Eine zusätzliche Stelle für einen Mitarbeiter sei allerdings nicht machbar. Kreuzberg: „Über ein neues Konzept muss man aber auch nachdenken, wenn man kein Geld hat.“
Ingrid Schupetta erklärte, dass sie sich derzeit nicht zu dem Thema äußern könne. Sie kündigte auf Anfrage der WZ aber eine offizielle Stellungnahme im Kulturausschuss am Donnerstag an.