Vom Kassettenkind zum Produzenten
Vor zehn Jahren hat Christoph Piasecki seine Hörspiel-Firma Contendo Media gegründet und bringt mittlerweile 26 Titel im Jahr heraus.
Erst kürzlich hatte Christoph Piasecki „Tante Matilda“ im Studio. Hörfunk-Enthusiasten wissen gleich, wer damit gemeint ist: Karin Lieneweg spricht seit Anfang der 70er-Jahre die Erziehungsberechtigte von Detektiv Justus Jonas in der Hörspiel-Erfolgsreihe „Die drei ???“. Mit ihnen ist auch Christoph Piesecki, Jahrgang 1971, aufgewachsen. Der Hülser bezeichnet sich selbst als „Kassettenkind“. Als Kind habe er unter anderem den „Funkfüchsen“ und „Hui Buh“ gelauscht.
Inzwischen produziert er selbst Hörspiele und arbeitet mit den Großen der Branche zusammen. Ob Oliver Rohrbeck („Justus Jonas“, Ben Stiller), Santiago Ziesmer („Spongebob“) oder Jürgen Thormann (Michael Caine) — Christoph Piasecki hatte sie alle schon vor dem Mikro. Seine Firma Contendo Media kann in diesem Jahr ein kleines Jubiläum feiern: Seit zehn Jahren existiert sie als GmbH. Der Chef ist zugleich der einzige feste Mitarbeiter, ansonsten arbeitet er — nicht unüblich in der Branche — mit freien Fachleuten wie beispielsweise Autoren und Toningenieuren zusammen.
Das erste Mal machte Contendo Media im Jahr 2009 auf sich aufmerksam. Damals erschienen „Der Fluch des Anubis“ und „Das Rätsel der Halskette“, die beiden ersten Folgen der Reihe „Team Undercover“. Mittlerweile gibt es 19 Episoden, drei weitere erscheinen demnächst. „Sie sind so aufwändig vertont wie Kinofilme“, sagt der Geschäftsführer. Dazu gehöre auch, dass er fast ausschließlich mit bekannten Synchronstimmen und Schauspielern arbeite.
Am Firmensitz an der St. Huberter Straße finden allerdings keine Aufnahmen statt. „Wir nehmen Hamburger Sprecher in Hamburg auf und Berliner Sprecher in Berlin.“ Alles andere wäre zu aufwändig und zu teuer. Leute aus der Region stehen in gemieteten Studios in Krefeld, Neuss oder Duisburg vor dem Mikrofon. Die Hörspiele sind deutschlandweit auf CD im Handel zu finden: „Digital vertreiben wir weltweit“, sagt Christoph Piasecki.
Aus anfänglich zwei Produktionen pro Jahr sind 26 Titel (2017) geworden. Insgesamt blickt man inzwischen auf fast hundert Produktionen zurück. Der Umsatz liegt im sechsstelligen Bereich. „Wir sind kontinuierlich gewachsen“, erzählt Piasecki. Die Bandbreite der Genres reicht von „Potz Blitz — Die Zauber-Akademie“ für Kinder ab fünf Jahren bis hin zu Horror- und Thriller-Hörspielen wie „Gespenster-Krimi“ oder „Mord in Serie“, für die das 16. Lebensjahr vollendet sein sollte.
Das gilt laut dem Unternehmer auch für die Erotik-Thriller-Hörspiel-Reihe „Sex in Serie“. „Natürlich sind das keine Pornos für die Ohren, aber es wird auch nicht verschämt ausgeblendet, wenn es zwischen den Figuren zu erotischen Begegnungen kommt“, beschreibt der Verantwortliche das Konzept. Zuletzt erschien der Titel „Insel der Lüste“. Bei allem Erfolg macht sich Christoph Piasecki ein wenig Sorgen, wenn er auf den Sprecher-Nachwuchs blickt.
Ihm zufolge kommen zumindest gefühlt weniger markante Stimmen nach. Doch es gebe auch Ausnahmen. So arbeitet er demnächst mit einer jungen Frau zusammen, die das Schicksal der meisten Synchron-Stars teilt: Bei Nennung ihres richtigen Namens zucken viele mit den Achseln, erst ihre Stimme bringt das Aha-Erlebnis. Der Hülser hat Gabrielle Pietermann engagiert, die unter anderem auch „Daenerys Targaryen“ in „Game of Thrones“ ihre Stimme leiht.