Was piept denn da in Ihrem Garten?
Der Naturschutzbund Deutschland ruft ab heute dazu auf, eine Stunde lang die Vögel im Garten zu zählen. Eine Bestandsaufnahme.
Krefeld. So wenige Vögel wie im vergangenen Winter hat Nabu-Vogelschutzexperte Lars Lachmann schon lange nicht mehr erfasst. Bei der jährlichen Mitmach-Aktion des Naturschutzbundes „Stunde der Wintervögel“ beobachteten die Teilnehmer durchschnittlich 17 Prozent weniger Tiere als in den Jahren zuvor. Umso spannender wird die nächste „Stunde der Wintervögel“, die deutschlandweit ab dem heutigen Freitag bis Sonntag stattfindet. Der Naturschutzbund Deutschland und sein bayerischer Partner Landesbund für Vogelschutz (LBV) rufen Naturfreunde auf, innerhalb dieser drei Tage eine Stunde lang die Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park zu zählen und dem Nabu zu melden.
Je mehr Naturfreunde an der „Stunde der Wintervögel“ teilnehmen, desto wertvoller werden die Ergebnisse. 2017 haben insgesamt mehr als 120 000 Vogelfreunde aus 82 000 Gärten rund 2,8 Millionen Vögel gemeldet. In Krefeld hatten allein 248 Beobachter mitgemacht. Sie zählten in 171 Gärten 4507 Vögel. Ein Jahr zuvor waren es in 120 Gärten 4092 Vögel gewesen. Alarmierend dabei ist vor allem der beobachtete Rückgang einzelner Arten wie Kohl- und Blaumeise, Buntspecht, Zaunkönig, Gimpel und Kleiber.
Hauptsächliche Gründe sind laut Nabu ein geringerer Bruterfolg, der Verlust natürlicher Lebensräume und Nahrungsquellen in ländlichen und städtischen Bereichen, Krankheiten — wie auch das massive Insektensterben. Naturnahe Privatgärten sind deshalb umso wichtiger für den Erhalt der Artenvielfalt, der Natur — und letztendlich auch das Wohlergehen des Menschen.
Der Nabu sowie Initiativen wie „Rettet den Vorgarten“ appellieren deshalb an Kommunen ebenso wie private Hauseigentümer, durch naturnahe Gärten die Vogelwelt zu unterstützen. Auch private Futterhäuschen auf dem eigenen Grundstück, auf dem Balkon oder in den Parks helfen der Vogelwelt. Wenn dann noch durch Strauchwerk geschützte Brutmöglichkeiten angeboten werden, verbessern sich die Lebensbedingungen der Vögel.
Im Schnitt 26 Prozent mehr Vögel werden in Gärten gesichtet, in denen Vogelfutter angeboten wird. Im Durchschnitt sind das 42 Vögel, ohne Futterhäuschen sind es 34. Das zeigen die über die Jahre gesammelten Daten aus der Nabu-Mitmachaktion „Stunde der Wintervögel.
Allerdings profitieren laut der Vogelschutzexperten nicht alle Arten von der Fütterung. So sind Drosseln, Krähen und Wintergoldhähnchen häufiger in Gärten zu sehen, in denen nicht gefüttert wird. Dagegen sind Körnerfresser wie Meisen und Sperlinge bis zu dreimal häufiger in Gärten mit Futterhäuschen zu beobachten. Ebenso der Sperber, der sich gerne an den Kleinvögeln bedient, die durch das Futter abgelenkt sind. Der Nabu gibt auf seiner Internetseite umfangreiche Tipps zur Winterfütterung der Vögel. Typischerweise füttert man im Winter von November bis Ende Februar. Gewählt werden sollten Futterspender und Vogelhäuser, bei denen die Besucher nicht im Futter herumlaufen und es mit Kot verschmutzen können. Auf diese Weise wird die Übertragung und Ausbreitung von Krankheitserregern verringert.
„Mit Deutschlands größter wissenschaftlicher Mitmachaktion kann ein jeder Einzelne helfen, schleichende Veränderungen in der Vogelwelt festzustellen“, erklärt der Nabu-Vogelschutzexperte. Auf der Internetseite des Nabu wird täglich über den Verlauf der Aktion und die eingehenden Ergebnisse berichtet. Wenige Wochen später wird dort auch das Gesamtergebnis stehen, sowie die Entwicklung in den verschiedenen Bundesländern und Kommunen.