GEBURTENRATE Helios: Baby-Boom gegen den Trend

Krefeld · Im Klinikum gibt es immer mehr Geburten, in Krefeld insgesamt jedoch sinkt die Anzahl.

Fühlen sich im Klinikum gut aufgehoben: Nicole und Jan Haring mit Tochter Emma.

Foto: Ja/Bischof, Andreas (abi)

Die Geburtsstation im Helios-Klinikum hat sich weiterentwickelt. Im vergangenen Jahr zählte das Krankenhaus rund 1840 Entbindungen, aktuell sind es im Vergleich zum Vorjahressommer bereits knapp 30 Geburten mehr. Das liegt nach Ansicht von Professor Tim Niehues, Chefarzt der Kinderheilkunde, und Professor Michael Friedrich, Chefarzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, auch an der Entwicklung, die man dort über Jahre vorangetrieben hat. Seit 2008 sie die Geburtsklinik fortwährend auf die Bedürfnisse werdender Eltern ausgerichtet worden.

Während früher die Kinder- von der Frauenklinik getrennt war, gibt es heute das Mutter-Kind-Zentrum, bei dem Kinderklinik und Geburtshilfe auch räumlich ganz eng zusammenarbeiten. Ein Tür-an-Tür-Konzept, das sich nicht nur in der Zufriedenheit der frisch gebackenen Eltern niederschlägt. „Alle Anlaufstellen sind nun in einem Gebäude vereint, was die Abläufe deutlich vereinfacht hat. Dabei standen immer der Sicherheits- und der Wohlfühlaspekt für die entbindenden Frauen und Kinder im Mittelpunkt“, sagt Marina Dorsch, Sprecherin des Klinikums.

Beide Kriterien stehen deutlich mehr als früher im Fokus der Geburtsvorbereitung. Bei der Wahl der Geburtsklinik ist da auch von Seiten der Krankenhäuser Überzeugungsarbeit gefragt. Beim „Storchentreff“, einem Informationsabend jeden ersten und dritten Montag im Monat, können sich die Eltern in spe einen ersten Eindruck von der Klinik verschaffen. „Natürlich gibt es auch Krefelder Familien, die sich für eine Klinik im Umland entscheiden und umgekehrt“, sagt Dorsch.

Denn beim genaueren Hinsehen ergibt sich ein Zahlenwiderspruch: Laut Statistik gehen die Geburten in Krefeld zurück. 2017 wurden in Krefeld 2161 Kinder geboren, 2,9 Prozent weniger als im Jahr zuvor. „Die Entwicklung in Krefeld liegt damit deutlich über dem Landestrend, NRW-weit sank die Zahl der Geburten nur um 0,7 Prozent“, sagt Michael Lobscheid von der Krankenkasse IKK Classic. Im Helios kann man jedoch sogar eine Steigerung der Geburtenzahlen feststellen.

Als Einrichtung der höchsten Versorgungsstufe sei das Klinikum vor allem in der Risikogeburtshilfe, zum Beispiel im Falle von Mehrlingsschwangerschaften, eine oft gewählte Anlaufstelle. Deshalb kämen Familien vom gesamten Niederrhein zur Entbindung hierher, das Einzugsgebiet sei verhältnismäßig groß, erklärt Dorsch einen möglichen Grund für die Diskrepanz.

Die räumlichen Veränderungen und der Umzug in den Neubau brachten für die Geburtsstation auch die Einrichtung von Familienzimmern mit sich. Zwei Stück gibt es seit 2014, die Nachfrage ist groß: Ein Doppelbett ermöglicht, dass die Familie die ersten Tage nach der Geburt gemeinsam im Krankenhaus verbringen kann. „Im Lauf der Jahre verändert sich natürlich der Anspruch. Wir passen unsere Station räumlich den Bedarfen an und reagieren auch auf Rückmeldungen und Wünsche der Eltern“, sagt Friedrich. 2018 sei die Rolle der Väter eine ganz andere, bestätigen beide Chefärzte. Der Wunsch nach Nähe, nach Miterleben sei nun bei beiden Elternteilen sehr groß.

Die Familien profitieren, wie sich im Gespräch mit Jan und Nicole Haring zeigt. Die frisch gebackenen Eltern sind erst seit wenigen Tagen in einem der Familienzimmer auf der Wöchnerinnenstation, jetzt geht es für sie schon bald wieder nach Hause – nun zu dritt mit der kleinen Emma. „Das gemeinsame Zimmer hier hat uns in den ersten Tagen nach der Geburt sehr geholfen, wir hatten dadurch viel mehr Zeit für uns als Familie“, sagt Nicole Haring.

Durch die höhere Geburtenzahl haben sich das Mutter-Kind-Zentrum und die Geburtsstation auch personell vergrößert: Sie ist mit drei Oberärzten und vier bis fünf Assistenzstellen besetzt. Auch die Anzahl der Hebammen ist gestiegen. Der persönliche Kontakt und die Unterstützung werdender Eltern spielen auch in der „Elternschule“, die das Helios anbietet, eine zentrale Rolle. Das Programm soll werdende Eltern mit Unterstützungsangeboten zu einem sehr frühen Zeitpunkt abholen.

Und wenn es mal schnell gehen muss, hat das Mutter-Kind-Zentrum auch eine Lösung parat: den Storcheneingang, der vom Vorplatz direkt zum Aufzug führt, mit dem man es hoffentlich noch rechtzeitig in den Kreißsaal schafft. „In seltenen Fällen ist selbst dieser Weg zu lang“, sagt Dorsch. Doch auch auf diese Fälle ist das Team des Mutter-Kind-Zentrums vorbereitet.