Verkehr Westtangente: Tönisvorst legt Widerspruch ein

Die „Westtangente Krefeld“ soll die Ortsdurchfahrten beider Städte entlasten — doch die Bedenken gegen den Plan sind bei unserem Nachbarn längst nicht ausgeräumt.

Die Oberbenrader Straße markiert annähernd die Trassenführung der geplanten Westtangente.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Krefeld. Krefeld will am Bau der Westtangente festhalten, die Dimensionierung soll allerdings mit Blick auf die zu erwartende Entlastung durch den sechsspurigen Ausbau der A 57 erneut überprüft werden. Das hat der Stadtrat entschieden. Anders sieht das in Tönisvorst aus. „Das ist schon ein gehöriger Klopper“, sagte Hans Joachim Kremser von der dortigen SPD im Verkehrsausschuss. Er meinte damit, dass der Bund die Planung der sogenannten „Westtangente Krefeld“ wieder aus der Versenkung geholt hatte.

Diese hatte schon einmal vor über 15 Jahren für mächtige Gesprächsstoff gesorgt, zumal die gedachte Trasse teilweise an der Tönisvorster Stadtgrenze verläuft und dadurch Lärmbelästigungen für die Anwohner nicht ausgeschlossen werden konnten.

Tags darauf war nach dem Verkehrsausschuss die neue Straßenverbindung auch im Tönisvorster Rat ein Thema. Einstimmig wurde bei sechs Enthaltungen der Beschluss gefasst, vorsorglich Widerspruch gegen das Projekt einzulegen. Worum geht’s?

Um eine Straße, die die Hückelsmay kurz vor Krefeld mit der Bundesstraße 509 bei Hüls verbinden soll. Sie folgt in etwa dem Verlauf der Oberbenrader Straße. Die Länge der Straße, die für eine Entlastung der Ortsdurchfahrten sowohl in Krefeld als auch in St. Tönis sorgen soll, beträgt rund 6,5 Kilometer, der Ausbau soll zweispurig erfolgen. Geschätzte Kosten: 24,3 Millionen Euro.

Obgleich die konkreten Details (wie die Trassenführung dieser neuen Bundesstraße) erst in einem separaten Planungsfeststellungsverfahren erörtert werden, steht die Verbindung jetzt im Entwurf des Bundesverkehrswegeplanes - mit der Einstufung, dass mit diesem Projekt bis zum Jahr 2030 begonnen werden soll. Auch dazu gibt es bereits ein Verfahren zur Bürgerbeteiligung bei der Düsseldorfer Bezirksregierung (Am Bonneshof 34, 40474 Düsseldorf).

Stellungnahmen können dort noch bis zum 2. Mai abgegeben werden, entweder online oder per Post. Die Tönisvorster SPD hat sich bereits positioniert, spricht sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt gegen den Bau der B9n aus.

Fragen des Lärmschutzes seien nicht geklärt, außerdem hielten sie die prognostizierte Belastung auf dem neuen Straßenzug mit maximal 19 000 Kraftfahrzeugen in 24 Stunden mit einem LKW-Anteil von etwa 15 Prozent als zu gering angesetzt. Sowohl im Fachausschuss als auch im Rat wurde daran erinnert, dass es vor Jahren zu einer Vereinbarung zwischen Krefeld und Tönisvorst gekommen sei, wonach vor allem die Belange des Lärmschutzes auf dem Gebiet oberste Priorität hätten. Helge Schwarz (SPD Tönisvorst) dazu:

„Unter anderem steht darin, dass die Stadt Krefeld die Kosten der Lärmschutzmaßnahmen übernimmt, wenn die Werte über dem erlaubten Pegel liegen.“ Viele der Kommunalpolitiker, die noch nicht so lange dabei sind, wussten den genauen Wortlaut dieser bereits vor über 15 Jahren getroffenen Vereinbarung gar nicht.

„Die Bürgermeister haben sich ebenfalls geändert, außerdem die Verantwortlichen in den Baudezernaten, deshalb wäre es vorteilhaft, wenn es erst einmal zu erneuten gemeinsamen Gesprächen über diese Straße kommt“, sagte Marc Giesen (CDU Tönisvorst).

„Es wird diese Gespräche geben“, versicherte Bürgermeister Thomas Goßen. Der Rat beauftragte die Verwaltung, vorsorglich Widerspruch bei der Düsseldorfer Bezirksregierung einzulegen.

Die genaue Begründung wird jetzt noch formuliert, den Kommunalpolitikern zur Kenntnis gebracht und nachgereicht. „Wir sollten jetzt erst abwarten, was passiert, meines Erachtens wird diese Straße nicht kommen, wir reden hier über ein Phantom“, kommentierte gelassen CDU-Fraktionsvorsitzender Helmut Drüggen. Uwe Leuchtenberg (SPD Tönisvorst) konterte sofort und sagte schmunzelnd: „Aber auch Phantomschmerzen können sehr unangenehm sein ...“