Kommunalpolitik CDU-Zoff in Krefeld: Jetzt schlägt Marc Blondin zurück
Krefeld · Der interne Streit eskaliert: Peter Vermeulen hatte per Brief den Rücktritt des Vorsitzenden gefordert – jetzt teilt erstmals auch Blondin öffentlich aus. Und was sagen andere CDU-Protagonisten?
Die Politik ist eigentlich in der Sommerpause. Doch in der CDU fliegen weiter die Fetzen. Jetzt hat der seit Monaten schwelende interne Machtkampf zwischen der Mittelstandsvereinigung unter Führung von Peter Vermeulen und der Parteiführung mit Marc Blondin noch einmal richtig Fahrt aufgenommen.
War es zunächst um die von der Parteispitze abgelehnten Mitgliedsanträge von Personen aus dem Umfeld des MIT-Geschäftsführers Gerald Wagener gegangen, wurde der Machtkampf dann wie berichtet Ende Juni neu entfacht, als Ratsherr und MIT-Mann Maximilian Becker (34) ankündigte, für den Parteivorsitz und somit gegen Blondin kandidieren zu wollen. Blondin zeigte sich über den Stil Beckers befremdet, zumal seine Kandidatur kurz nach und nicht auf dem jüngsten Parteitag erfolgt sei. Doch schon Mitte April wollte der MIT-Vorstand mehrheitlich Blondin zum Rücktritt auffordern, verschob dies aber, weil es erst noch ein Gespräch mit ihm geben sollte, das Blondin dann aber kurzfristig abgesagt habe. Am 3. Juli schrieb Vermeulen den offiziellen Brief an Blondin, in dem er ihn zum Rücktritt aufforderte. In dem der WZ vorliegenden Schreiben heißt es, der CDU Krefeld fehle es an Profil und Abgrenzung zu den anderen Parteien. Zudem habe die CDU, „seitdem du Parteivorsitzender bist, zwei Kommunalwahlen verloren und ihre Oberbürgermeisterkandidaten nicht durchgesetzt“. 2015 war just Vermeulen selbst dieser OB-Kandidat, der gegen Frank Meyer (SPD) unterlag. Weitere Vorwürfe gegen Blondin, die von außen und intern geäußert worden seien, betreffen die angeblich mangelhafte Demokratie innerhalb der Partei, in der zum Beispiel Delegierten- statt Mitgliederversammlungen die wesentlichen Entscheidungen träfen, so Vermeulen.
Beide Seiten sprechen von einer „Unverschämtheit“
Starker Tobak ist dann der Vorwurf, Blondin gehe es „mehr um persönliche Interessen und dotierte Posten als um die Partei“. Am Montag äußerte sich Blondin im Gespräch mit der WZ erstmals öffentlich zu den Vorwürfen: „Mir mangelnde Gesprächsbereitschaft zu unterstellen, ist eine Unverschämtheit. Ich mache weiter Gesprächsangebote, wegen einiger Absagen wird es jetzt wohl erst nach den Sommerferien klappen.“ Und zur Rücktrittsforderung: „Ich weise sie zurück, sie ist respekt- und verantwortungslos und basiert auf Unterstellungen, nicht auf Fakten.“ Dann nimmt er sich Vermeulen vor: „Ich bin immer rücksichtsvoll mit ihm umgegangen, da er 2015 eine schwere persönliche Niederlage als OB-Kandidat zu verkraften hatte. Am meisten überrascht mich, dass sich ein so erfahrener Mann vor einen Karren spannen lässt. Das enttäuscht viele Mitglieder, die die Hintergründe ja kennen.“ Eine klare Absage erteilt Blondin der „Werteunion“: „Ich stehe dafür, dass die CDU Krefeld eine Volkspartei in der Mitte der Gesellschaft ist und bleibt.“
Als erster hatte CDU-Parteivize Stefan Galke öffentlich zurückgeschlagen. Er warf Wagener und Vermeulen vor, „die Scheunentore nach ganz rechts außen“ öffnen zu wollen. Vermeulen meine, dass es auch in der AfD vernünftige Leute gebe. Er hingegen sein überzeugt, dass die große Mehrheit in der CDU das nicht meine. Auch CDU-Geschäftsführer Georg Alfes, der bislang wie Blondin den Streit öffentlich nie kommentierten, findet jetzt deutliche Worte zur Rücktrittsforderung: „Das ist ein ungeheuerlicher Vorgang und ein unsäglich parteischädigendes Verhalten der Herren Wagener und Vermeulen 14 Monate vor Kommunal- und Bundestagswahlen.“ Wagener habe offenbar die Mittelstandsvereinigung der CDU gekapert und versuche, aus ihr eine Art Werteunion zu machen.
Gegenüber der WZ äußert sich nun Vermeulen seinerseits empört: „Mich in die rechte Ecke zu stellen, ist eine Unverschämtheit, jeder, der mich kennt, weiß, dass ich da nicht hingehöre.“ Er habe ein Handbuch für Kriegsdienstverweigerer geschrieben und als Dezernent in Mülheim gut mit den Grünen zusammengearbeitet. Aber die CDU dürfe als Volkspartei nicht einfach bestimmte Themen unter den Tisch fallen lassen und so der AfD überlassen, findet Vermeulen.
Britta Oellers, die Vorsitzende der Ratsfraktion, ärgert, dass der Zwist ständig öffentlich ausgetragen werde. Sie betont ihre „volle Solidarität mit Marc Blondin“: „Die Vorwürfe gegen ihn sind absurd und haltlos. Er ist ein guter Parteivorsitzender, er verbindet Menschen und ist kein Spalter wie andere.“ Die Bilanz der Krefelder CDU könne sich sehen lassen: „Wir haben bei der Bundestags- und Landtagswahl beide Mandate gewonnen, wir sind die stärkste Fraktion im Rat und lagen jetzt bei der Europawahl weit vorne.“
Kerstin Radomski, CDU-Bundestagsabgeordnete und im Vorstand der MIT, mag sich nicht positionieren. Sie sagt: „Jede weitere Äußerung heizt das Ganze nur weiter an. Ich habe mich intern dafür eingesetzt, dass alle Seiten sich an einen Tisch setzen, ich bin zuversichtlich, dass das sehr bald klappt.“ Dazu Blondin: „Schön und gut, aber Terminvorschläge für diese Gespräche mache immer noch ich.“ Meinung