Nach SKL-Glücksatlas Wie glücklich sind die Krefelder wirklich?
Krefeld · Laut „SKL-Glücksatlas“ ist Krefeld die fünftglücklichste Stadt Deutschlands – obwohl einige Faktoren dagegen sprechen. Wie kann das? Eine Spurensuche.
„In Krefeld bin ich geboren, in der schönsten Stadt am Rhein. Hier versteht man es zu leben, Krefelder Eislaufverein.“ Zugegeben mit der Sportart Eishockey und dem an der Westparkstraße beheimateten KEV hat dieser Text wenig zu tun, der Kern dieses Fan-Liedes, das regelmäßig durch die Yayla-Arena schallt, ist allerdings zutreffender denn je. Über Schönheit und Aussehen lässt sich bekanntlich diskutieren, schenkt man dem „SKL-Glücksatlas“ allerdings Glauben, dann haben es die Krefelder sehr wohl verstanden, zu leben. So fand das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Süddeutschen Kassenlotterie (SKL) heraus, dass die Menschen in der Seidenstadt überdurchschnittlich zufrieden sind, so ist Krefeld die fünftglücklichste Stadt Deutschlands. Befragt wurden zwischen Januar 2021 und April 2024 rund 25 000 Einwohnerinnen und Einwohner aus 40 Großstädten mit mehr als 200 000 Einwohnern. Auf den Plätzen eins bis vier landen Kassel, Erfurt, Aachen und Kiel.
Es gibt Dinge, die lassen sich nur schwer erklären. „Das glaube ich nicht“ oder ein beinahe erschrockenes „Nein!“, hörte der Autor dieser Zeilen, als er Krefeldern das Ergebnis in der Innenstadt vortrug. Ungläubige Blicke der Ansässigen und auch auswärtige Besucher staunten nicht schlecht. Krefeld hat unglaublich schöne Ecke, herzliche Einwohner und dennoch sprechen die Fakten nicht für dieses Ergebnis. In der SKL-Studie heißt es kurz und prägnant: „Krefeld ist ein Overperformer.“ Konkret und ausformuliert bedeutet das: „Bei der Lebensqualität, also den messbaren Wohlfahrtsindikatoren wie zum Beispiel Einkommen, Gesundheitsversorgung oder Grünflächen, liegt Krefeld im Städtevergleich am unteren Ende (Rang 35 von 40). Die Krefelder sind somit mit ihrem Leben deutlich zufriedener als es die objektiv verfügbaren Statistiken erwarten lassen.“ Objektive Lebensqualität und subjektive Lebenszufriedenheit stimmen nicht überein, es stellt sich somit die Frage: Was macht die Menschen in Krefeld glücklich?
Ist der Krefelder etwa glücklich, wenn er meckern kann?
Der Krefelderin Saskia Bathen fällt eine Antwort auf diese Frage leicht: „Freunde, Familie, gutes Essen und Reisen, das macht mich glücklich.“ Insgesamt sei sie sehr glücklich in ihrem Leben und auch die Seidenstadt kann dieses Lebensgefühl nicht verhindern: „Insgesamt ist Krefeld cool. Wir haben viele Parks wie an der Burg Linn, im Stadtwald oder den Botanischen Garten und auch Events wie ‚Eäte.Drenke.Danze‘ beleben die Stadt ein wenig.“ Dass die Krefelder überdurchschnittlich glücklich sind, überrasche sie dennoch: „Ich habe das Gefühl, dass es einige Orte in der Stadt gibt, die die Trauer der Leute aufsaugen.“
Ähnlich ergeht es auch der gebürtigen Kölnerin und in Krefeld lebenden Petra von Grunelius. Die Innenstadt meide sie – davon bekomme man Depressionen, wirft ihr Mann ein – insgesamt sei sie aber zufrieden mit ihrer aktuellen Lebenssituation.
Ein Großteil der Befragten zeigte sich im WZ-Gespräch nicht unzufrieden mit den eigenen Lebensumständen, wirklich spürbar wird dieses Gefühl in den weiteren Ausführungen der Menschen aber nicht. Joachim Nöther, der lange in Krefeld lebte, hat dafür eine Erklärung: „Die Krefelder meckern gerne und viel.“ Positiv beurteilt er seinen eigenen Gemütszustand, das habe allerdings mit seinem Umzug aus Krefeld heraus zu tun: „Ich wohne mittlerweile auf dem Dorf, das macht mich glücklich.“ Offensichtlich glücklich – zumindest im Moment des Fotos – sind auch Melissa Schweitzer und Niko Bahr. Lächelnd Arm in Arm blicken sie in die Kamera, ihr Glück außerhalb des Heimatbesuches haben sie mittlerweile in Lübeck gefunden. Die große Zufriedenheit der Krefelder ist für sie eine Überraschung: „Die Menschen achten hier nicht besonders aufeinander, jeder lebt sein eigenes Leben, das macht es nicht besonders herzlich.“
Oft ist das Glück in
den kleinen Dingen versteckt
Einen anderen Eindruck hat Sebastian Hake. Am Grill des „Bratwurst Paule“ ist er ein fester Bestandteil der Innenstadt. Er selbst sei glücklich und zudem fühle er sich in der Seidenstadt auch noch wohl: „Das Ergebnis freut mich“, erklärt er und gibt seine Beobachtung wieder: „Umso jünger die Menschen sind, umso aufgeschlossener sind sie.“
Dass das eigene Lebensgefühl nicht immer statisch und stabil ist, hat die Krefelderin Jaani im Gespräch mit der WZ bewiesen. Aufgrund gesundheitlicher Probleme erfolgte die Kommunikation mit dem WZ-Team über ein Tablet, ihr Lebensgefühl beschrieb sie aktuell als nicht sonderlich positiv: „Fehlende Hilfen bei gesundheitlichen Problemen frustrieren mich.“ Ein glückliches Gefühl entstehe bei ihr durch Kleinigkeiten, wie verbrachte Zeit in der Natur, stadtabhängig sei das für sie nicht. Nach einem netten Gespräch verabschiedet sie sich mit den Worten: „Das war Glück!“