Wieso Schubkarren für Umbruch stehen
Krefelder schieben 119 bepflanzte Karren zum Auftakt der Krefelder Laufmasche durch die Stadt. Ulrich Cloos vom Stadtmarketing erklärt die Idee.
Krefeld. Soviel steht fest: Es wird ein außergewöhnliches Bild. 119 Schubkarren werden heute ab 19 Uhr von der Girmesgath bis zur Alten Kirche geschoben — von Sportlern, Kulturschaffenden, Migranten, von Krefeldern eben gemeinsam. Ganz sicher ein Blickfang, zumal die Karren bepflanzt sind. Die Aktion ist Startschuss des Laufmasche-Festivals. Was hinter der Idee steckt und was Schubkarren eigentlich mit dem Festival zu tun haben, das hat uns der Leiter des Stadtmarketings Ulrich Cloos verraten.
Herr Cloos, wie entstand die Idee?
Ulrich Cloos: Die Laufmasche ist nicht nur ein Modedesign-, sondern auch Urbanitätsfestival. Sie lädt dazu ein, die Stadt neu zu entdecken und als modernen Experimentierraum, in dem Unerwartetes möglich ist, zu erleben. Der Titel „Laufmasche“ kokettiert mit einem textilen Defekt und spielt damit auf alles Unperfekte und Raue an. Ausgehend vom Unerwarteten kam dann die Idee, Schubkarren als mobile Wildblumenbeete einzusetzen.
Wieso eigentlich gerade Schubkarren?
Cloos: Schubkarren sind mobil, laden zum Bewegen, zum Verändern ein. Und sind ja prinzipiell keine Wildblumenbeete. Und das macht sie für uns erst recht geeignet. Gemeinsam mit den Baucontainern (Anm. d. Red.: Dort präsentieren Designer ihre Kollektionen) verbinden sich die Schubkarren zu einer Metapher für ein modernes Stadtbild: als Ort der Veränderung, des Umbruchs.
Was haben Schubkarren mit einem Modefestival zu tun? Verbindet man die nicht eher mit Baustelle und Dreck statt mit Mode und Design?
Cloos: Beim Schubkarrenlauf ist ein Querschnitt aus der Stadtgesellschaft unterwegs, der eine Dekoration in die Stadt transportiert. Das ist ein Ansatz von Social Design und passt perfekt zum Festival. Als wir die Schubkarren zusammengebaut und eingesät haben, haben uns viele Menschen gefragt, ob das ein Kunstwerk ist. Wir brechen mit Erwartungen und Mustern und treffen damit genau die Philosophie des Perspektivwechsels: experimentierfreudig zu handeln.
Und inwiefern sind gerade Schubkarren ein Symbol für Aufbruch und Veränderung?
Cloos: Wir glauben, dass die Schubkarren als Wildblumenbeete ein wirklich schönes Element sind. Und weil sie in einem Kontext eingesetzt werden, in dem sie sonst nicht zum Einsatz kommen, sind sie für die Laufmasche prädestiniert.
Wieso eigentlich 119 Schubkarren?
Cloos: Wir haben überlegt, wie viele Schubkarren wir aufstellen können, und haben dann 120 zusammengeschraubt. Eine war defekt, deshalb sind es jetzt 119.
Wo kommen die Karren her und wer hat sie gestaltet?
Cloos: Die Schubkarren haben wir bei einem Lieferanten geordert, selbst zusammengeschraubt und die Reifen aufgepumpt. Und dann haben wir sie mit Pflanzgranulat und Wildblumensaat befüllt.
Wie sind denn vorab die Reaktionen auf die Idee?
Cloos: Die Resonanz ist gut. Viele finden die Aktion witzig, andere haben Freude an den Wildblumen, weil das als gute Geste für die Insekten angesehen wird. Und alle freuen sich, dass in Krefeld ungewöhnliche Formate stattfinden.
Mit welcher Resonanz rechnen Sie Donnerstagabend?
Cloos: Wir werden mit mindestens einer Läuferin, einem Läufer pro Schubkarre starten. Wahrscheinlich werden es aber viel mehr Personen.
Und was passiert nach dem Lauf und der „Laufmasche“ mit den Schubkarren?
Cloos: Wir schauen, ob wir damit Umweltverbänden etwas Gutes tun können.