Kurierdienst Krevelo: Björn Sievering - Der rasende Fahrradbote
Björn Sievering hat den Kurierdienst Krevelo gegründet — und legt täglich für seine Kunden 50 bis 80 Kilometer zurück.
Krefeld. An der Ampel stauen sich die Autos. Wahrscheinlich wird es mehr als eine Grünphase dauern, bis der letzte Wagen die Kreuzung an der Dießemer Straße passiert hat. Björn Sievering hält sich damit überhaupt nicht auf.
Er fährt mit seinem roten Mountainbike an den Wartenden vorbei, stellt sich ganz nach vorne und kann sich dabei ein Grinsen nicht verkneifen. „Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, kommt eben immer zuerst über die Ampel“, sagt er.
Der Krefelder, ein begeisterter Hobby-Triathlet, hat vor einigen Monaten zusammen mit seinem Geschäftspartner Stefan Schäfer den Fahrradkurierdienst Krevelo gegründet. Die Idee dazu war aber schon länger in ihm gereift. „Ich würde mich als durchaus fahrradverrückt bezeichnen“, gibt Sievering zu. „Bereits als Schüler habe ich mir als radelnder Apothekenbote Geld dazu verdient. Und ein Bürojob wäre definitiv nichts für mich.“
In schnellem Tempo geht es weiter nach Königshof. Der 34-Jährige muss dort eine spezielle Druckvorlage abholen und sie zu einem seiner Stammkunden bringen, der in der Nähe des Moltke-Gymnasiums wohnt und arbeitet. Binnen 20 Minuten ist der Auftrag erledigt.
Als Udo Hanten das kleine Päckchen entgegennimmt, begrüßt er seinen Boten herzlich. Die beiden sind bereits per Du. „Björns Kurierdienst ist schnell, preiswert und umweltbewusst“, sagt Hanten. „Und somit die perfekte Alternative für mich.“ Das Angebot sei aber nicht nur für Geschäftsleute interessant, sondern auch für Privatleute.
„Wenn jemand zum Beispiel seinen Schlüssel zu Hause vergessen hat, kann ich ihn binnen einer Stunde in die Firma bringen“, erklärt Sievering. „Außerdem gibt es die Möglichkeit, über Krevelo Einschreiben mit Empfangsbestätigung zu verschicken oder sein Postfach leeren zu lassen. Der Fantasie sind da eigentlich keine Grenzen gesetzt.“
Und so kommt es, dass Sievering bereits einige skurrile Aufträge erledigt hat. Erst vor Kurzem hat ihm eine Frau anonym und ganz konspirativ ein Päckchen mitgegeben, das er einem Rechtsanwalt in die Hand drücken sollte. „Ich will gar nicht wissen, was da drin war“, erinnert er sich lachend. Auch ältere Menschen gehören bereits zum Kundenkreis. „Ein Mann ließ beispielsweise von mir sein Hörgerät zur Reparatur bringen, weil das Taxi für ihn teurer ausfiel.“
50 bis 80 Kilometer legt der Fahrradkurier täglich zurück — bei jedem Wetter. Selbst ein schneereicher Winter könnte ihn nicht aufhalten. „Dann kommen eben Spikes an die Räder“, erklärt er. Am wenigsten mag er seinen Job bei Regen. „Dann ist man total durchnässt und eingesaut. Darauf könnte ich gerne verzichten.“
Öffnet der Kunde dann aber endlich die Tür, entschädigt das meistens auch für diese Unannehmlichkeiten: „Besonders schön an meiner Arbeit ist, dass ich fast immer bereits erwartet werde. Die Leute freuen sich, mich zu sehen.“