mentorING: Frauen werben für ihren Männerjob
Ein Projekt von Arbeitsagentur und Unternehmerschaft vermittelt Schülerinnen Kontakt zu "Frauen in Männerberufen".
Krefeld. "Technik war schon immer mein Ding", sagt Ingenieurin Anja Stieglitz und nimmt die Schülerinnen der Hülser Robert-Jungk-Gesamtschule mit, um ihnen in Halle 25 vorzuführen, wie sie am Bau der ICE-Wagen beteiligt ist. Der Besuch der Schülerinnen bei den Uerdinger Bahnbauern der Siemens AG ist Teil des Projektes "mentorING": Unternehmerschaft Niederrhein und Agentur für Arbeit Krefeld haben Gymnasial- und Gesamtschülerinnen eingeladen, die Berufswelt von Ingenieurinnen in sechs Krefelder Industrie-Unternehmen zu besichtigen und mit den "Frauen in Männerberufen" ins Gespräch zu kommen. "Mit der Wahl der Oberstufenfächer fällt schon im zehnten Schuljahr eine gewisse Richtungsentscheidung für künftige Berufe", erläutert Hartmut Schmitz, Geschäftsführer der Unternehmerschaft Niederrhein, die bewusst auf den Jahrgang ausgerichtete Einladung. "Noch immer machen viele Mädchen einen Bogen um naturwissenschaftlich-technische Berufe. Derzeit ist nur jede zehnte Ingenieurstelle von einer Frau besetzt. Das wollen wir ändern, und wer könnte diese Berufe interessanter darstellen als Frauen, die bereits in der Praxis arbeiten", erläutert Britta Bäcker, Beauftragte für Chancengleichheit bei der Arbeitsagentur, die Idee zum mentorING-Projekt. Gemeinsam wollen Unternehmerschaft und Arbeitsagentur eine kleine aber wichtige Revolution anstoßen: "Frauen sind in Ingenieurberufen immer noch die ganz große Ausnahme. Das soll sich ändern." Evonik Stockhausen GmbH, Bayer Technology Services, Siempelkamp, Voith Paper, Thyssen-Krupp-Nirosta und Siemens machen mit. Immer wieder kommt die Frage auf: "Was verdient man denn als Ingenieurin?" Das Einstiegsgehalt liegt bei etwa 42 000 Euro jährlich und kann mit Berufserfahrung und Einsatzfeldern so wachsen, dass das Geld auch die Probleme der Vereinbarkeit von Familie und Beruf lösen hilft, versichern die etablierten Ingenieurinnen. "Die Wirtschaft wirbt intensiv um Frauen in Ingenieurberufen", versichert Hartmut Schmitz von der Unternehmerschaft. Ein Grund ist die Sorge, dass angesichts des demographischen Wandels künftig tüchtige Fachleute knapper werden. Doch noch mehr, so versichern Schmitz und Bäcker einstimming, steht ein anderer Gesichtspunkt im Vordergrund: "Mädchen haben die besseren Schulzeugnisse und absolvieren ihre Ausbildung in Hochschule und Betrieb mit mehr Konsequenz und Zielstrebigkeit. Die Wirtschaft will auf diese Talente nicht länger verzichten."