WZ-Interview „Der Ordnungsdienst muss sichtbarer werden“

Krefeld · Interview Sinn-Geschäftsführer Uwe Ketelsen spricht über Sicherheit in der Stadt, Ideen für den Theaterplatz und Stärken Krefelds.

Die Zahl 155 dominiert anlässlich des Geburtstags im Geschäft von Sinn. Mittendrin: Geschäftsführer Uwe Ketelsen.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Sie feiern gerade den 155. Geburtstag Ihres Geschäfts in Krefeld. Was hat sich seit dem großen Jubiläum vor fünf Jahren verändert?

Ketelsen: Wir haben hier einen guten Wettbewerb vor Ort, der Textilzweig ist gut besetzt. Und wir haben einen guten Spannungsbogen in der Innenstadt mit kleinen und großen Geschäften. Aber wir merken auch, dass sich etwas verändert: Leerstände nehmen zu. Das hat im Wesentlichen zwei Ursachen: die Mieten und den Online-Handel.

Was kann man gegen diese beiden Ursachen tun?

Ketelsen: In der Konkurrenz mit dem Online-Handel versuchen wir mit Beratung und Bedienung sowie der sofortigen Verfügbarkeit zu punkten. Bei uns bekommt der Kunde Hilfe, wenn er Fragen hat, und er kann die Mode, die ihm gefällt, gleich mitnehmen.

Und welche Entwicklung erhoffen Sie sich bei den Mieten?

Ketelsen: Wir haben hier vor drei Jahren mit einem Invest von fünf Millionen Euro ein klares Zeichen gesetzt. Jetzt sind die Vermieter der Immobilien hier dran. Eigentlich ist der Zeitpunkt gekommen, an dem sie merken müssten, dass ihre Vorstellungen nicht mehr zu verwirklichen sind und sie mit den Mieten runtergehen müssen. Aber das Verharrungsvermögen ist groß, wenn die Mieteinnahmen mal so hoch waren. Oder die Immobilien gehören Unternehmen, die so groß sind, dass sie die Ausfälle in Krefeld nicht spüren.

Wann, denken Sie, kommt die Wende?

Ketelsen: Wir haben an anderen Standorten folgende Erfahrung gemacht: Wir sind aus einer Immobilie rausgegangen, dann hat es fünf, sechs Jahre gedauert, bis die Eigentümer wieder angerufen haben, um über die Miethöhe zu verhandeln, weil die Immobilie immer noch leerstand. Es gibt die Nachfrage einfach nicht mehr. An diesem Punkt müssten die Eigentümer in Krefeld jetzt sein. Es braucht einen, der anfängt, der mit seinen Ansprüchen an die Einnahmen runtergeht, aber trotzdem qualitativ wertvoll vermietet. Dann müssen die anderen nachziehen.

Kann Wohnen in der Innenstadt bei diesem Ansatz auch helfen?

Ketelsen: Auf jeden Fall. Wenn sie 1500 Quadratmeter in der Innenstadt nicht mehr komplett vermietet kriegen, können sie daraus doch zum Beispiel 500 Quadratmeter Verkaufsfläche im Erdgeschoss und darüber auf 1000 Quadratmetern Wohnungen machen.

Die Werbegemeinschaft fordert mehr Sicherheit und Sauberkeit für die Innenstadt, die Verwaltung hat das Konzept „Helfen und Handeln“ entwickelt. Inwieweit passt das aus Ihrer Sicht zusammen?

Ketelsen: Ich muss ehrlich sagen: Ich nehme den Kommunalen Ordnungsdienst zu wenig wahr. Ich kenne das aus anderen Städten anders. In Koblenz zum Beispiel sind die Ordnungskräfte viel und gut erkennbar in der Stadt unterwegs. Da haben sie auch eine andere Durchsetzungsfähigkeit. Das hängt dann auch eng mit der Sauberkeit zusammen.

Wie?

Ketelsen: Wenn der KOD präsenter ist und Menschen anspricht, die Müll einfach fallen lassen, dann ist das zugleich bürgernah und wirkungsvoll.

Wie lässt sich dieser Ansatz auf den Theaterplatz übertragen?

Ketelsen: Das geht schon, braucht dort aber noch mehr. Wir haben eine kleine Kooperation mit dem Theater. Wir machen Verlosungen, Künstler kommen zu uns ins Geschäft. Wir würden das Theater auch unterstützen, wenn es auf dem Theaterplatz mit den anderen Kulturinstitutionen für regelmäßiges Programm sorgt, um den Platz anders zu beleben. Das können Aufführungen sein, Feste oder auch ein Verkauf von Kostümen aus dem Fundus. Da wären wir sofort mit einem Stand dabei.

Die Bauarbeiten auf der Hochstraße stehen kurz vor dem Abschluss. Wie bewerten Sie diese?

Ketelsen: Auch mir ist nicht verborgen geblieben, dass wir hier Strom, Wasser und Gas brauchen, also auch neue Leitungen. Aber ich habe der Verwaltung und dem Baustellenmanagement deutlich gesagt, dass die Belastung gerade für ein kleines Fachgeschäft durch eine solche Baustelle so hoch sein kann, dass es an seine Grenzen kommt.

Wie bewerten Sie das Ergebnis der Bauarbeiten?

Ketelsen: Qualität und Optik sind höherwertiger als in anderen Städten. Das ist ein wohltuender Unterschied zu den Betonpflasterwüsten andernorts. Jetzt muss es uns gelingen, solche und andere Stärken Krefelds besser zu kommunizieren.

Wie kann das gelingen?

Ketelsen: Wir müssen uns zusammensetzen und überlegen, welche Stärken Krefeld im Vergleich zu anderen hat und wie wir sie nutzen können, um Menschen in die Innenstadt zu holen. Wenn etwa der Zoo zu unseren Stärken zählt, kann man überlegen, ob es möglich ist, den Zoo mit Tieren in die Stadt zu holen. Es müssen ja nicht die Bären sein.