Parkschlösschen in Hüls Online-Firma richtet in Krefeld Café für Radsport-Verrückte ein

Krefeld · Das Parkschlösschen am Hülser Berg ist jetzt die Heimat von Jedi Sports. Die Spezialisten für Premium-Fahrräder haben dort ein Café mit Ausstellungsraum eingerichtet.

Symen und Stephan Schendel, Inhaber von Jedi Sports, in ihrem Show-Room des Parkschlösschens am Talring, wo Luxus-Fahrräder präsentiert werden.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Kaffee und Radsport – wer bisher nicht wusste, dass diese beiden Dinge eng zusammengehören, der kann es im Parkschlösschen seit dem 8. März hautnah erleben. In dem traditionellen Ausflugslokal am Hülser Berg blubbert jetzt eine edle Siebträger-Kaffeemaschine der italienischen Marke Rocket Espresso hinter einem Tresen, der aus schwarzem Glas und Holz besteht. An den Wänden hängen zur Zierde teure Rennräder, die Uhr an der Wand ist auf einem einzelnen Rad befestigt, auf den Toiletten sind die Türen zu den Kabinen mit riesigen Radsportfotos verziert – und im Gang auf dem Weg dorthin hängen Trikots mit den Autogrammen von Radsportgrößen.

„Wir hatten uns schon 2017 auf die Suche nach einer solch außergewöhnlichen Lifestyle-Location gemacht“, erzählt Symen Schendel. Gemeinsam mit ihrem Mann Stephan hatte sie 2006 die Online-Firma Jedi Sports gegründet, die mit hochwertigen Fahrrädern und Fahrrad-Komponenten handelt. „Wir sind spezialisiert darauf, Radsport-Träume wahr werden zu lassen“, beschreibt sie die Firmen-Philosophie. Denn jeder Kunde – zu 95 Prozent Männer – könne sich das Rad aus Einzelkomponenten nach eigenen Wünschen zusammenstellen. Ab 5000 Euro aufwärts kosten die edlen Rennmaschinen, die Jedi Sport teils in der eigenen Werkstatt zusammenbaut. „Das teuerste Rad, das ich selbst je verkauft habe, kostete 24 500 Euro netto.“

Am bisherigen Standort war nicht mehr genug Platz

Das Konzept kam offenbar gut an: Die Kundschaft kommt aus dem In- und Ausland. Radsportbegeisterte aus Dubai, Moskau, Singapur, Hongkong oder Sydney tauchen teils sogar persönlich am Hülser Berg auf, um sich ihren Traum auf zwei Rädern abzuholen.

Bisher hatte das Unternehmen am Karl-Hengsten-Weg seinen Sitz, wo das Ehepaar Schendel auch wohnt. Doch es fehlte dort an Platz, um die Räder angemessen präsentieren zu können. Nach langer Suche wurde dieser Platz nur 200 Meter entfernt im Parkschlösschen gefunden. „Weihnachten 2017 bin ich erstmals hier drin gewesen“, erinnert sich Symen Schendel. Obwohl die Einrichtung damals noch völlig anders aussah, habe sie sich gleich sehr gut vorstellen können, das 1900 errichtete Haus zu einer außergewöhnlichen Location umgestalten zu können. Zu Eigentümer Noel Duponcheel habe sie sofort einen guten Draht gehabt – und schon bald war ein Vertrag unter Dach und Fach. „Wir haben das Parkschlösschen für drei Jahre gepachtet, danach geht es in unseren Besitz über.“

Nach der Übernahme wurde das Ausflugslokal ab 2. Januar aufwendig renoviert. Noch immer hängt der Geruch von Farbe in den nun weißen Räumen. Symen Schendel konnte bei der Gestaltung ihr Talent für Innenarchitektur ausleben. Die alten grünen Polsterstühle hat sie persönlich mit Kunstleder bezogen – alle in einer anderen Farbe. Die Tische wurden teils neu vom Schreiner angefertigt, der auch für schöne Details wie die eingelassene Glasplatte verantwortlich ist, unter der ein Radsport-Schuh in einem Fach steht.

Der Wintergarten dient jetzt als Büro. Im benachbarten Saal, in dem früher Geburtstage und Hochzeiten gefeiert wurden, ist die „Gallery“ für weltweit limitierte Fahrräder beheimatet. Im vorderen Bereich des Hauses ist wieder ein Café mit 30 Plätzen, bis zu 150 sind es draußen auf der Terrasse.

Das Café soll bald auch in der Woche öffnen

Denn das Parkschlösschen soll Anziehungspunkt für alle bleiben, „die sich in einer schicken Atmosphäre wohl fühlen, italienischen Kaffee lieben und ein Stück Kuchen essen möchten“, sagt Symen Schendel. Den Kuchen liefert Stefan Schunk, der das Café Exquisit in Bockum und das Markt Café in Uerdingen betreibt. Er ist selbst ein Radsport-Verrückter.

Einige alte Stammkunden des Hauses haben sich mit dem neuen Konzept noch nicht anfreunden können, berichtet die Eigentümerin. Vor allem das „Betreten verboten“ für Hunde sei nicht bei allen gut angekommen. Andere hingegen seien ganz begeistert vom neuen Ambiente – so zum Beispiel ein 93-Jähriger, der schon seit seinem achten Lebensjahr regelmäßig das Parkschlösschen besuche.

Mit vier jungen Mitarbeiterinnen hat Symen Schendel den Café-Betrieb an Wochenenden gestartet. Wenn weiteres Personal gefunden ist, sollen die Karte sowie die Öffnungszeiten ausgebaut werden.