TKN: Die Existenzangst nimmt zu
Anzeichen verdichten sich: Verkauf von Inoxum an Outokumpu wird immer wahrscheinlicher.
Krefeld. Es sieht nicht gut aus für die Stahlarbeiter von Thyssen-Krupp Nirosta, die Existenzangst ist greifbar: Während am Freitag rund 4000 Kollegen bei der Großkundgebung in Bochum für den Erhalt der Edelstahlsparte und ihrer Arbeitsplätze demonstrierten und Garantien forderten, meldete die Financial Times Deutschland (FTD): „Der Edelstahl-Deal steht kurz vor dem Abschluss“. Auch der Krefelder DGB-Vorsitzende Ralf Köpke, der wie 1000 Nirosta-Mitarbeiter (19 Busse) nach Bochum gefahren ist, um an der Demonstration auf dem Husemann-Platz teilzunehmen, befürchtet, dass „das Ding schon gelaufen ist“.
Vor der Demonstration hatte er kurz die Gelegenheit, sich mit den beiden Krefeldern Betriebsräten Bernd und Norbert Kalwa zu unterhalten, die an den Verhandlungen mit den Finnen teilnehmen. „Ich habe mich richtig erschrocken“, sagt Köpke. „Beiden schaute die Übermüdung aus den Augen.“ Die Atmosphäre bei den Gesprächen zwischen den Arbeitnehmervertretern und den finnischen Managern sei „eisig gewesen, die Finnen hätten sich keinen Millimeter gerührt“, hat Köpke erfahren.
Höchst beunruhigend aus Sicht der Stahlarbeiter ist auch die Tatsache, dass bereits am Dienstag der kommenden Woche der Aufsichtsrat von Thyssen-Krupp zu einer außerordentlichen Sitzung zusammenkommen soll, um, wie es heißt, dem Verkauf an den finnischen Konkurenten Outokumpu zuzustimmen. Die Verträge seien weitgehend unter Dach und Fach, schreibt die FTD. Bestätigt wurde das weder von Thyssen-Krupp noch von der IG Metall. Laut Konzern werde der Aufsichtsrat über den geplanten Verkauf beraten. Beobachter wiederum erwarten eine Einigung der Finnen mit den Arbeitnehmervertretern am Wochenende.
Vor folgendem Szenario haben die Mitarbeiter von Nirosta und der Edelstahl-Sparte Inoxum Angst: Fall an die Finnen verkauf wird, ist akut die Schließung der Schmelzöfen in Krefeld und Bochum mit jeweils 500 Arbeitsplätzen zu erwarten. Hintergrund sind die europaweiten Überkapazitäten in diesem Bereich. Doch damit nicht genug: Mittel- bis langfristig, schätzen Beobachter, sei das gesamte Werk in Krefeld mit seinen 2100 Mitarbeitern gefährdet.
Die Befürchtung: Die Finnen schneiden die „Filetstücke“ mit dem besten technischen Know-how heraus, verlagern sie nach Finnland und schließen, was übrig bleibt. Auch vielen Krefelder Kollegen sind die Ereignisse um die Quarto-Sparte in Krefeld noch gut in Erinnerung: 2003 kaufte Outokumpu diesen Bereich, 2006 gab’s keinen Arbeitsplatz mehr in Krefeld.