Züge aus Uerdingen bringen die Chinesen in Fahrt
Ab August rollen Uerdinger Züge zwischen Peking und Tianjin – rechtzeitig zu Olympia.
Krefeld. Ein eindrucksvolles Feuerwerk-Spektakel über dem Uerdinger Nachthimmel im Gleichklang zu den Paukenschlägen der Feuerwerksmusik von Georg Friedrich Händel: So hat Siemens Transportation Systems die Übergabe des ersten Hochgeschwindigkeitszuges an eine Delegation des chinesischen Eisenbahnministeriums eingeläutet. Der CRH 3 - Chinese Railway Highspeed, auch Velaro CN genannt - ist einer von drei im Uerdinger Werk gefertigten Züge, die ab August 2008 die 150 Kilometer lange Strecke zwischen den Olympiastädten Peking und Tianjin mit bis zu 300 Kilometer pro Stunde zurücklegen sollen. Auch die Schienenstrecke gehört zum Auftragsvolumen von Siemens. Weitere 57 Züge werden vom Partnerunternehmen Tangshan Locomotive & Rolling Stock Works bis Ende 2009 in China gefertigt.
Mit dem Ende des Feuerwerks war das Schauspiel noch nicht zu Ende. Auf dem nur von Fackeln erleuchteten Siemens-Gelände öffnete sich das Rolltor der blau illuminierten Halle, und der Velaro rollte mit seiner futuristisch-eleganten Silhouette geräuschlos heraus. Wie bei einem Flugzeug wurde eine Rolltreppe angedockt, damit die Gäste aus China ihren Zug in Augenschein nehmen konnten. Die Ausstattung gleicht ebenfalls der eines Flugzeugs, einschließlich des Cockpits.
Vor dem Spektakel hatten sich die Beteiligten zu einer Feierstunde getroffen. Ansgar Brockmeyer, Leiter von Transportation Systems Trains, erinnerte daran, dass das Geschäft erst im November 2005 im Beisein von Staatspräsident Hu Jingtao und Bundespräsident Horst Köhler abgeschlossen wurde. Dem Einsatz aller Beteiligten sei es zu verdanken, dass die jetzige Übergabe schon zwei Monate früher als geplant stattfindet.
"Unseren Service-Gedanken können Sie daran ermessen, dass wir selbst an Heiligabend die letzten Wagen von Hamburg nach China verschiffen, damit die ersten fünf Züge rechtzeitig zu den Olympischen Spielen fahren können", versprach Brockmeyer Termintreue.
Und er führte als Umweltschutzaspekt an, dass der Velaro mit seinen 600 Plätzen 30 Prozent mehr Kapazität als ein ICE hat, so dass der Energieverbrauch im Vergleich geringer ist.
Im Gegenzug lobte Liu Gang, im chinesischen Eisenbahnministerium für die Zugbeschaffung verantwortlich, die bemerkenswert gute deutsch-chinesische Zusammenarbeit.
Er stellte aber auch die Chancen heraus, die sich Siemens bei einem Erfolg dieses Projekts in Zukunft in Form einer langjährigen strategischen Kooperation bieten: von Nachfolgeaufträgen für den Velaro bis zur Infrastruktur-Ausstattung der Strecke Peking-Schanghai.